Dienstag, 30. Dezember 2014

Von der argentinischen Hauptstadt zu vielen Pinguinen und weiter bis ans Ende der Welt

Iguazu und seine gigantischen Wasserfälle – ganz im Norden des Landes gelegen – haben wir bei Regenwetter verlassen. Unser nächstes Ziel weiter südlich hiess Buenos Aires, doch vorerst mussten wir uns in Geduld üben, hatte unser Bus doch 1 ½ Stunden Verspätung. Begründet wurde die Verzögerung damit, dass die defekte Klimaanlage im Bus noch repariert werden müsse. Nun, der Mechaniker hat’s dann doch nicht ganz hinbekommen. Zehn Minuten wurde auf der höchste Stufe runtergekühlt, dann für die nächsten zehn Minuten auf gleich hoher Stufe geheizt, um dann zehn Minuten lang wieder runterzukühlen. Es war ein ständiges hin und her – Jäckchen an, Jäckchen aus.
 
Nach einer 19-stündigen Busfahrt erreichten wir Buenos Aires, die Hauptstadt von Argentinien mit 13 Mio. Einwohner. Buenos Aires ist eine sehr westlich geprägte Stadt, den Gebäuden an könnten wir uns auch in Paris oder Rom befinden. Von den einheimischen Stadtbewohner heben wir uns nur ab, weil sie gestylte Frisuren, Absatzschuhe, Sommerkleidchen und chique Kleider tragen. Wir hingegen fallen mit unseren Trekkingschuhen, Wanderhosen und ungestylten Haaren aus dem Rahmen. Was für ein Unterschied zu Peru und Bolivien, wo praktisch alle Frauen traditionelle Kleider tragen und die langen schwarzen Haare zu Zöpfen geflochten sind. Auch die bunten und lebhaften Strassenstände wie sie in Peru und Bolivien ins Strassenbild gehören sind verschwunden. Hier dient das Trottoir wieder seinem ursprünglichen Zweck. In Buenos Aires ist dann vor allem viel Sightseeing zu Fuss angesagt. Wir besuchen den pinken Präsidentenpalast, der zentrale Hauptplatz, überqueren eine 20-spurige Strasse, schlendern durch das bunte Arbeiterquartier La Boca, bummeln durch den Antiquitäten- und Kunsthandwerksmarkt im Quartier San Telmo und besuchen Evitas Grab auf einem vornehmen Friedhof. Die Argentinier, besonders die Menschen von Buenos Aires, sind stolz auf „ihren“ Papst. So auch der Coiffeur, bei welchem sich der Papst während Jahren seine Haare schneiden liess. Grund genug, dass auch Ueli sich beim selbigen Herren eine heilige Frisur verpassen liess. Wir treffen in Buenos Aires auch wieder unsere österreichischen Reisekumpanen Sabine und Gernot. Wir verbringen mit ihnen jeden Abend, besuchen gemeinsam einen Tangoschuppen, trinken literweise Rotwein, verspeisen kiloweise zartestes Rindfleisch – und das bis zum bitteren Ende, als die beiden wieder ins kalte Europa zurück reisen.
 
Auch wir reisen weiter. Und zwar mit einem Luxusbus Richtung Süden bis Puerto Madryn am Meer. Die wiederum 19-stündige Busfahrt ist die bisher komfortabelste: bequeme Ledersitze, eine Decke und ein Kissen, ein aufmerksamer Steward, ein warmes Nachtessen mit Rotwein und ein langer Filmmarathon. Nur ein Schwachpunkt hat die ganze Reise. Die Frau in der gleichen Sitzreihe wie wir schnarcht wirklich wirklich laut. Der ganze Bus lacht über die Säge, die grad den halben Amazonas abholzt.
 
In Puerto Madryn verbringen wir die Weihnachtstage. Wir besuchen die Halbinsel Peninsula Valdes und können dabei Seelöwen und See-Elefanten bestaunen. Die Riesenkolosse liegen faul am Strand rum, brüllen sich zwischendurch etwas an, gähnen ausgiebig und liegen sich wieder platt in den Sand. Auch die ersten drolligen Magellan-Pinguine erfreuen uns. Ein zweiter Ausflug führt uns an einen Strand, wo wir bis zu zwei Meter an See-Elefanten herankommen. Was für ein Gefühl, vor diesen bis zu 5 Meter langen und 4 Tonnen schweren Tieren zu knien! In Punta Tombo lebt die grösste Pinguinkolonie ausserhalb der Antarktis. Aktuell besteht die Gruppe aus ca. 800‘000 Pinguinen, die Küken sind geschlüpft, zum Teil werden die Eier noch ausgebrütet. Wir haben ausgiebig Zeit durch die Kolonie zu spazieren und uns an den 45 cm hohen Pinguinen zu erfreuen. Als Weihnachtsmenü kochen wir uns im Hostel Älplermagronen und ein Steak, zum Dessert gibt es Schoggimousse und frische Kirschen. Der Hostel-Besitzer spendiert eine Runde Champagner und mit Reisenden aus der ganzen Welt stossen wir auf Weihnachten an. Ein bisschen Weihnachtsstimmung kommt höchstens auf, als Andrea auf dem Mulörgeli ein „Stille Nacht“ zum Besten gibt. Um Punkt Mitternacht ist dann fertig mit der „Stillen Nacht“. Von überall tönt es laut „Feliz navidad“ und Feuerwerke knallen laut.
 
In Puerto Madryn gönnen wir uns wieder einmal einen Erholungstag. Wir brauchen diese Tage, um all die Erlebnisse zu verarbeiten, Tagebuch zu schreiben, Fotos zu sortieren und einfach „runter zu fahren“. Unser Reisealltag ist geprägt von organisatorischen Aktivitäten: die nächste Busfahrt reservieren, eine passende Unterkunft suchen, Angebote für Ausflüge vergleichen, Entscheidungen treffen… Umso mehr brauchen wir Tage, an denen wir einfach in den Tag hineinleben können, ohne an etwas Wichtiges denken zu müssen.
 
Am Stefanstag lassen wir die warmen Temperaturen hinter uns und reisen weiter nach Süden mit dem Endziel Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt. Wieder einmal hat der Bus zwei Stunden Verspätung. Es ist der Punkt erreicht, wo uns all diese Busfahrten so was auf den Kecks gehen. Wie freuen wir uns auf Australien und Neuseeland, wo wir unser eigenes Fahrzeug haben werden und schalten und walten können wie es uns gerade passt. Der Bus kommt dann doch noch irgendwann und wir fahren durch die unglaublich langweilige Pampa von Patagonien. Links und rechts von der Strasse einfach eine braune, flache Grassteppe soweit das Auge reicht. Leider sind auch hier wie in Peru und Bolivien die ersten zehn Meter Breite links und rechts von der Strasse mit Plastikmüll überhäuft. Wir fahren den ganzen 26. Dezember Bus. Wir fahren die Nacht vom 26. auf den 27. Dezember Bus. Und wir fahren den ganzen 27. Dezember Bus. Und dann, nach 33 Stunden Busfahren (inkl. vier Grenzübergängen (Argentinien raus, Chile rein, Chile wieder raus und Argentinien wieder rein) und dem überqueren der Magellanstrasse mit der Fähre inkl. Delfinwatching) sind wir in Ushuaia, ganz am untersten Zipfel von Südamerika. Hier ist die Strasse zu Ende – Ende Feuer – wir sind in Feuerland! Die Sonne scheint noch als wir ankommen (21.30 Uhr) und wir ein Bett für die nächsten Tage suchen. Wir sind mitten in der „Hoch“saison. „Hoch“ trifft nicht nur auf die Anzahl Touristen, sondern auch auf die Preise zu. Wir bekommen ein Bett in einem Backpacker, dass grad so gut eine Skihütte in der Schweiz sein könnte.
 
Die Tage in Ushuaia (übrigens dem Ausgangspunkt für in die Antarktis) verbringen wir vorwiegend mit wandern. Der erste Ausflug führt uns zur Laguna Esmeralda. Der Weg führt durch ein sumpfiges Gebiet voller knorriger Bäume und vorbei an unzähligen Biberstaudämmen zu einem schönen Flecken Erde. Hier packen wir das Picknick aus dem Rucksack und fühlen uns fast wie am Arnisee in den Urner Bergen. Ueli verwandelt sich für einige Stunden in den Schweizer Fernseher Biologe Andreas Moser (Netz Natur) und absolviert mit Andrea eine Erkundungstour zu all den vielen Biberstaudämmen, wobei wir über gefühlte 100 Bäche springen und uns auf Baumstämmen durch den Morast balancieren. Ein weiterer Tag verbringen wir im Tierra del Fuego (Feuerland) Nationalpark und staunen ab den Bäumen mit dem langen Tannenbart.
 
Am 31. Dezember reisen wir weiter nach Punta Arenas, ebenfalls Feuerland, aber auf der chilenischen Seite. Es ist das erste Mal seit Reisebeginn, wo wir aufwärts statt abwärts reisen. Ab jetzt halten wir Kurs Richtung Norden mit dem Endziel Santiago de Chile.
 
Wir wünschen allen ein "Feliz Año Nuevo"!
 
Liebe Grüsse
Ueli und Andrea

 

 
Buenos Aires 
 
Der pinke Präsidentenpalast
 
Zuckerwattenstand
 
 
20-spurige Strasse
 
Das älteste und bekannteste Café von Buenos Aires - Café Tortoni
 
Vor jedem Fenster hängt eine Klimaanlage
 
Ein professioneller Hundeausführer
 
 
Im Arbeiterquartier "La Boca"
 
Der Papst grüsst vom Balkon
 
 
 
Er ist überall präsent
 
Ueli bekommt eine heilige Frisur
 
Man beachte den Coiffeur hinter dem Schaufenster
 
Skyline von Buenos Aires
 
 
Friedhof Recoleta wo die Oberschicht Argentiniens ruht
 
Die Metallblume "Floralis Generalis"
 
Lecker!
 
Am Brocante von Buenos Aires
 
Mate-Becher
 
Ueli hält Ausschau nach Walen
 
 
Gürteltier
 
Faule Tiere
 
Fuchs
 
See-Elefanten und Seelöwen
 
Eine Seelöwenfamilie
 
Magellan-Pinguin
 
 
 
ganz nah dran
 
noch nicht geschlüpft
 
 
 
da hat jemand Hunger
 
 
800'000 Magellan-Pinguine
 
 
Der Pinguin spurt den Weg
 
 
Weihnachtsessen
 
Wann kommt der Bus?
 
Commerson-Delfine beim überqueren der Magellan-Strasse
 
Biber's Werk I
 
Biber's Werk II
 
Laguna Esmeralda
 
 
 

 
Flor de chocolate 

Biber's Werk III
 
 
Die südlichste Post der Welt im Tierra del Fuego Nationalpark
 
 
 
Der Tannenbart macht seinem Namen alle Ehre
 
Schwarzzügelibis
 
Tierra del Fuego Nationalpark
 
 
 
Hier endet die Strasse

2 Kommentare:

  1. Hoi zäme und Happy New Year! Ich lese immer wieder mit viel Freude und Neugierde eure News! Ich wünsche euch weiterhin eine spannende und gute Reise! Lg Big Sis

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  2. Sali Zäme
    In zwei Raten liess ich mich von euren Berichten entführen in eine andere Welt - herrlich!
    Geniesst eure Freiheit!
    Jetzt kommen die Kinder nach Hause und rufen: "Hallo Mami, was gibt0s zum Zabig?"
    Herrlich - auch das geniesse ich - und die zuverlässigen Busverbindungen:)...
    Und doch, ein bisschen träumen vom Reisen - wer weiss, vielleicht irgendwann...
    Auf jeden Fall schicke ich euch herzliche Grüsse und wünsche weiterhin eine gute Reise - hebid Sorg!
    Angelika

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