Als wir in Adelaide am späten Nachmittag unseren australischen Camper
reibungslos abgeben konnten stellte sich anschliessend für uns die Frage, wo
wir die folgende Nacht verbringen können. Wir flogen am nächsten Morgen um
07.00 Uhr mit einem Zwischenhalt in Sydney nach Neuseeland und wollten kein
Geld für ein teures Bett für eine halbe Nacht ausgeben. So hatten wir vor, am
Flughafen von Adelaide zu übernachten. Als uns der nette Herr, welchem wir den
Camper zurück brachten, nach unseren weiteren Plänen fragten und wir von der
anstehenden Nacht am Flughafen erzählten zog er die Augenbrauen hoch und
meinte, dass wir dort nicht schlafen können. Kurzerhand händigte er uns dem
Camperschlüssel wieder aus und meinte, wir können nochmals im Camper schlafen
und diesen dann auf einem zugewiesenen Parkplatz abstellen. Kein Völkchen ist
unkomplizierter als die Australier!
Nach der zusätzlichen Nacht im Camper flogen wir also nach Sydney. Dort
hatten wir einige Stunden Aufenthalt und fuhren mit dem unverschämt teuren Zug
10 Minuten ins City Center. Dort kam es zu einem weiteren Treffen mit unseren
Reisefreunden Martina und Patrick, welche uns sogar mit Namensschild am Bahnhof
erwarteten. Zusammen schlenderten wir durch eine unserer Lieblingsstädte und
machten eine Fahrt mit der Fähre nach Manly und zurück. Nach ein paar schönen
Stunden mit den beiden ging’s für uns am Abend nach Christchurch auf der
Südinsel von Neuseeland weiter. Kurz vor Mitternacht landeten wir dort und
brachten das Einreiseprozedere als eine der Letzten an diesem Tag hinter uns.
Die Neuseeländer haben sehr strikte Einreisevorschriften und so mussten wir
unsere Wanderschuhe auspacken und deren Sauberkeit überprüfen lassen. Ueli
hatte saubere Arbeit geleistet, dafür war er ja auch lange genug im Militär. Es
war 01.00 Uhr als wir mit dem Einreisestempel und dem überprüften Gepäck in der
Ankunftshalle standen. Und wieder wollten wir kein Geld für eine halbe Nacht in
einem Bett ausgeben (jaja, Geizhälse) und haben daher am Flughafen geschlafen.
Es war echt keine erholsame Nacht in einem dieser unglaublich unbequemen
Sitzen, aber einmal am Flughafen schlafen muss man doch als Backpacker einfach
erlebt haben, was wir nun getrost auf der „To-do-Liste“ abhacken können.
Als wir am nächsten Tag den neuen Camper abgeholt hatten war unsere erste
Station kein Lebensmittelladen oder Campingplatz, sondern das B & B, wo Ueli’s
Cousine Patricia und ihr Freund Markus ihre letzten Ferientage in Neuseeland
verbrachten. Nach dem freudigen Wiedersehen überreichten uns die beiden eine
prall gefüllte Tasche voll Lebensmittel sowie ihre Campingstühle. Was für ein
fantastischer Start! Wir verbrachten den Nachmittag, Abend sowie den
nachfolgenden Tag im familiären Kreis und erkundeten das von Erdbeben
geschüttelte Christchurch. Wir waren tief betroffen vom Anblick dieser schwer
zerstörten Stadt. Am 22. Februar 2011 hat kurz vor 13.00 Uhr ein schweres
Erdbeben die Innenstadt von Christchurch verwüstet. Über 1‘000 Gebäude wurden
zerstört oder erlitten erhebliche Schäden, 185 Menschen verloren ihr Leben.
Über dieses und weitere Erdbeben wurde das neue Museum „Quake City“ eröffnet.
Wir waren beindruckt von den vielen Bildern und der Film, in welchem
verschiedene Leute ihr Erlebnis vom schlimmen Erdbeben erzählen, liess uns
erschaudern. Mit all den Baustellen, abgeriegelten Gebäuden und abgesperrten
Plätzen fühlt man sich wie in einer vom Krieg zerstörten Geisterstadt. Doch die
Christchurcher lassen sich nicht unterkriegen und haben mit innovativen Ideen
der Stadt wieder ein bisschen Leben eingehaucht.
Und nun noch etwas vorweg. Wir werfen in den Berichten immer wieder mit
komplizierten Ortsnamen um uns. Diese schreiben wir für all jene rein, die
schon mal da waren (und in Erinnerungen schwelgen), für all jene die auch mal
nach Neuseeland wollen (und ein paar Tipps abschreiben), für all jene die alles
nachgooglen (gäll Andrea) und für all jene die es nicht interessiert.
Nach der Verabschiedung von Patricia und Markus fuhren wir auf die nahe
gelegene Banks Peninsula hinaus. Die Halbinsel und ihre Hügel entstanden bei
zwei gigantischen Vulkanausbrüchen vor rund 8 Mio. Jahren und rund um die
Halbinsel sind kleine Buchten entstanden. Wir genossen die prächtige Aussicht
und das fantastische Wetter bei kleinen Wanderungen. Vorbei an riesigen Getreidefeldern
ging unsere Reise weiter der Ostküste entlang Richtung Süden. In Timaru passten
wir spät abends den blauen Zwergpinguinen ab, als sie vom Wasser zu ihren
Nestern spurteten. Von Timaru aus machten wir eine Innlandschleife und kamen
dabei am türkisblauen Lake Tekapo vorbei. Dort machten wir eine Wanderung auf
einen Aussichtshoger. Zu Ehren von Andrea’s 22. Geburtstag gingen wir an diesem
Abend auswärts Znacht essen und Ueli organisierte sogar noch ein Kerzli auf den
Tisch. Neuseeland’s höchster Berg, der Mount Cook, sowie dessen Wandermöglichkeiten
in der Umgebung liessen wir infolge Nebel aus. Zurück an der Küste wollten wir
in Oamaru Gelbaugenpinguine sehen. Dazu fuhren wir bei Abenddämmerung zu einen
Aussichtspunkt hoch über dem Strand, wo man die Tiere dann beim Landgang beobachten
könn(t)e. Wir haben gewartet und gewartet und gewartet und gewartet und
gewartet – und dann ist es uns verleidet. So sind wir ohne einen einzigen
Schnabel gesehen zu haben weitergefahren. Wir haben dann am nächsten Tag beim
Leuchtturm von Moeraki mehrere dieser Exemplare bei Tageslicht und von ganz
nahmen gesehen. Tja, im Nachhinein ist man immer schlauer. Auch bei den Moeraki
Boulders, einem Haufen grosser kugelförmiger Felsen an einem schönen Strand,
haben wir einen Halt gemacht. In Dunedin liefen wir die steilste Wohnstrasser
der Welt hinauf, unserem Camper wollten wir dies nicht antun, der mag sonst
schon kaum bergauf fahren. Die Baldwin Street weist ein Gefälle von 35 % auf.
Ganz schön gäch. Wenn du an dieser Strasse wohnst kannst du schon nach wenigen
Wochen mit straffen Wädli prahlen.
Immer der Küste entlang ging die Fahrt ganz in den windumtosten Süden
hinunter. Das Wetter meinte es gut mit uns und wir hatten einen stahlblauen Tag
erwischt für die Fahrt durch die Gegend mit tiefblauem Meer, grünen Wäldern und
Hügel mit tausenden von Schafen. Wir erkundeten Wasserfälle, schöne Strände,
versteinerte Bäume und eine Höhle am Meer, die nur bei Ebbe besichtigt werden
kann. Viele Strassen in dieser Gegen sind Kiesstrassen und Wellblechpisten. Bei
hoher Geschwindigkeit auf diesen unbefestigten Strassen schwebten wir mit
unserem Camper fast über die Pisten. Zum Glück haben wir jedes Mal die Kurve erwischt.
Unser nächstes Ziel war dann der touristische Milford Sound. Noch als
es dunkel war sind wir aufgestanden (und das sind wir schon lange nicht mehr)
und die 120 km zum Fjord hinaus gefahren. Das hatte zwei Vorteile: 1. Hatte es
keine langsamen Touristen auf der Strasse (weil wir fahren schnell) und 2. Konnten
wir dann die erste Schifffahrt durch den Fjord machen und mussten das Schiff
nicht mit 843 Asiaten teilen.
In der Gegend rund um Queenstown und Wanaka wollten wir dann wandern.
Petrus dachte da aber anders. So machten wir halt einen auf
Schlechtwetterprogramm, probierten verschiedene Beizli aus, schrieben
Postkarten, kauften Souvenirs und versuchten im Puzzling World den optischen
Täuschungen auf den Grund zu gehen, den Weg aus dem Labyrinth zu finden und
Kniffelspiele zu lösen (okay, Ueli ist da etwas schlauer als Andrea). An einem
Sonntagnachmittag riss dann der Himmel doch noch auf und wir stürzten uns schleunigst
in die Wanderkluft um einen Gipfel zu erklimmen.
Wir fuhren dann via Haast Pass (welchen wir überhaupt nicht bemerkten)
an die Westküste. Was war das für ein Szenenwechsel. Bisher war die Landschaft
trocken und braun, an der Westküste war alles grün, Regenwälder und mit Farn
bewachsene Strassenböschungen veränderten das Bild. Hier gibt es auch zwei
Gletscher. Wir haben diese aber nicht weiter besucht oder erkundet, da das
Wetter zu schlecht war und wir echt glauben, dass uns nach dem Perito Moreno in
Argentinien kein Gletscher mehr so schnell beindrucken kann. Stattdessen fuhren
wir weiter nördlich und genossen die Küste und der Sonnenschein rund um
Hokitika und Greymouth. Dabei besuchten wir die Pancake Rocks und kochten dann
zum Znacht tatsächlich Omeletten. Ueli besuchte noch Shantytown, eine
Goldgräberstadt der 1860er Jahre, welche originalgetreu wieder zum Leben
erweckt wurde. Andrea tätigte unterdessen Vorbereitungen für diesen
Blogeintrag. Es war nach viereinhalb Monaten das erste Mal, dass wir uns für
zwei Stunden trennten. Verrückt nicht? In Hokitika erlebten wir dann noch ein
ganz spezielles Spektakel. Bei der Glowworm Dell leuchten in der nächtlichen
Dunkelheit tausende Glühwürmchen. Woooow, war das ein Anblick! Es sah aus wie
ein Sternenhimmel, einfach ganz nahe.
Via Arthur’s Pass fuhren wir retour nach Christchurch, wo wir die
Familie Ackermann auf ihrer Farm besuchten. Die Freunde von Andrea’s Götti sind
schon bald 20 Jahre von der Schweiz nach Neuseeland ausgewandert und haben sich
hier ein wunderschönes Zuhause aufgebaut. Auf ihrer 263 ha grossen Farm melken
sie 480 Kühe. Wir genossen die herzliche Gastfreundschaft, das frischgebackenen
Brot zum Frühstück, die warme Dusche und durften zu all dem auch noch die
Wäsche waschen. Vielen lieben Dank für alles!
Nun waren wir also wieder an der Ostküste, fuhren diesmal aber in den
Norden weiter. In Kaikoura erlebten wir ein absolut gigantisches, beinahe
unbeschreibliches Highlight unserer Reise: Schwimmen mit Delfinen! Ausgerüstet
mit Neoprenanzug, Flossen und Schnorchel planschten wir mit einer Herde von
ungefähr 200 Delfinen. Diese hatten wie wir einen super Tag und führten ihre
ganze akrobatische Sprungpalette vor: Salto, Schraube, Köpfler – alles war
dabei. Uns blieb fast der Atem aus, als wir durch den Schnorchel sangen um die
Delfine anzulocken (was saumässig blöd tönte) und mit unserer Taucherbrille
unter Wasser schauten und die Delfine dann wenige Zentimeter an uns vorbei
flitzten. Fantastisch! Um diese Eindrücke zu verarbeiten machten wir noch einen
Spaziergang den Klippen entlang. Geredet haben wir dabei nicht so viel, jeder
ist noch seinen Eindrücken nachgehangen.
Wir verliessen die Ostküste und erkundeten noch den nördlichen Teil der
Südinsel. Dort befindet sich auch der Abel Tasman Nationalpark, welcher mit
unzählig vielen kleineren und grösseren Traumbuchten auftrumpft. Im Rahmen
einer Kayaktour erkundeten wir einen Teil des Parks. Wir haben gepaddelt wie
die Wilden und dabei fielen uns dabei fast die Armen ab. Ueli hatte dann
tatsächlich noch den Mut zu sagen, Andrea habe den ganzen Tag „das Paddel etwas
ins Wasser gehalten“.
Die Südinsel von Neuseeland hat uns super gefallen und gottlob stimmt
auch der Wetterbericht nicht immer, wir hätten sonst wohl drei Wochen Regen
gehabt. Unterwegs haben wir übrigens immer wieder Drehorten der weltberühmten
Filme „Herr der Ringe“ und „Hobbit“ besucht. Kulturbanause Andrea hat ja keinen
blassen von diesen Filmen, doch Ueli fand zu jeder Landschaft irgendeinen
Vergleich zum Film. Mit dem Campingleben sind wir rundum zufrieden. Wir sind
ein bisschen kleine Hippies geworden. Einen Campingplatz haben wir nur die
erste Nacht besucht, ansonsten haben wir unser Nachtlager immer irgendwo im
nirgendwo aufgeschlagen. Damit der Dreck nicht zu stark ansetzt duschen wir ab
und zu unter der eher frischen Solardusche, wenn’s hoch kommt zahlen wir auch
mal 5 Dollar für eine öffentliche, heisse Dusche. Um all die elektronischen
Geräte aufzuladen gehen wir in die Bibliotheken, die dann auch noch gleich mit
gratis WLAN auftrumpfen.
Nun haben wir also die Südinsel umrundet und es wird Zeit, mit der
Fähre auf die Nordinsel überzusetzen. Wir hoffen, dass wir nicht gerade auf der
Fähre sind, wenn die Ausläufer des Zyklons hier vorbei ziehen.
Liebe Grüsse
Ueli und Andrea
Auf dem Weg nach Neuseeland haben wir ein paar Stunden Aufenthalt in Sydney
Mit der Fähre geht's nach Manly
Mit Patrick und Martina ist es immer wieder schön
Und das Opernhaus nochmals von vorne :-)
Die Re:START Mall aus farbigen Schiffscontainern ist eine von Christchurchs "Steh-auf-Projekten"
Die zerstörte Christchurch Cathedral
Happy Hour mit Patricia und Markus
Beschädigte Gebäude
Baustellen überall
Die unglaubliche Gewalt des Erdbebens
Die 185 "empty chairs" erinnern an die Todesopfer
Die Cardboard Cathedrale, die temporäre Kathedrale aus Karton
So sieht sie von aussen aus
Seit wenigen Wochen fährt auch das historische Tram von Christchurch wieder
Ein netter Übernachtungsplatz
Aussicht auf die Banks Peninsula
Timaru
Ein blauer Zwergpinguin in der nächtlichen Dunkelheit
Der türkisfarbige Lake Tekapo
Die berühmte Steinkapelle Church of the Good Shepherd
Super Aussicht auf dem Hügel
Bei diesem Übernachtungsplatz kann man nicht jammern
Kanada? Nein!
Die Clay Cliffs aus Lehm
Dies könnte doch auch auf dem Mond sein
Elephant Rocks - wer erkennt den Elefant?
Die riesigen Kalksteinbrocken
Warten auf die Gelbaugenpinguine
Gesehen haben wir nur Schafe
Bei den Moeraki Boulders
Hier haben wir doch noch ein Gelbaugenpinguin
Und noch mehr
Ein Haus an der steilsten Strasse der
Welt
Optische Täuschung
Ein Albatross, deren Flügelspannweite bis
zu 3 m erreichen kann
Und ein fauler Seal
Nugget Point
Morgenstimmung
Purakaunui Falls
Frühstücksplatz mit Aussicht
Cathedral Caves
Farn ist Neuseelands Wahrzeichen
Auf den sind wir per Zufall gestossen
Porpoise Bay
Versteinerter Wald bei der Curio Bay
Ein versteinerter Baumstamm
Slope Point, der südlichste Punkt der
Südinsel
Von hier weht der Wind
Leuchtturm beim Waipapa Point
gut getarnt
ein Wandbild
In der Fjordgegend
Milford Sound im Morgenlicht
Morgenstimmung auf der Schifffahrt
typisch Neuseeland
Der Spiegelsee
Auch bei einem Übernachtungsplatz
Auf dem Weg von Queenstown nach Wanaka
Toilette im Puzzling World
1'040 Höhenmeter Aufstieg auf den Isthmus
Peak
Blue Pools
An der Westküste
Ein Übernachtungsplatz direkt am Meer
Braucht jemand Schwemmholz?
Pancake Rocks
Man beachte die Strasse dem Meer entlang
Eine der unzähligen Einbahnbrücken. Bei
dieser geht der Zug auch noch grad drüber
Shantytown
Was man nicht alles bauen kann mit Sand
und Schwemmholz
Melkstand bei der Familie Ackermann
Praktisch alles muss bewässert werden
Mit Ignaz (hier in Neuseeland nennt er
sich Anton), Jolanda und David
Schwimmen mit Delfinen
Flieeeg Delfin flieeeg
Kaikoura Peninsula
Ein geschütztes Planschbecken für den
Nachwuchs
Viele Seals auf den Steinen
Abel Tasman Nationalpark
Der gespaltene Apfel Stein