Montag, 16. März 2015

Einmal rund um die Südinsel von Neuseeland

Als wir in Adelaide am späten Nachmittag unseren australischen Camper reibungslos abgeben konnten stellte sich anschliessend für uns die Frage, wo wir die folgende Nacht verbringen können. Wir flogen am nächsten Morgen um 07.00 Uhr mit einem Zwischenhalt in Sydney nach Neuseeland und wollten kein Geld für ein teures Bett für eine halbe Nacht ausgeben. So hatten wir vor, am Flughafen von Adelaide zu übernachten. Als uns der nette Herr, welchem wir den Camper zurück brachten, nach unseren weiteren Plänen fragten und wir von der anstehenden Nacht am Flughafen erzählten zog er die Augenbrauen hoch und meinte, dass wir dort nicht schlafen können. Kurzerhand händigte er uns dem Camperschlüssel wieder aus und meinte, wir können nochmals im Camper schlafen und diesen dann auf einem zugewiesenen Parkplatz abstellen. Kein Völkchen ist unkomplizierter als die Australier!
 
Nach der zusätzlichen Nacht im Camper flogen wir also nach Sydney. Dort hatten wir einige Stunden Aufenthalt und fuhren mit dem unverschämt teuren Zug 10 Minuten ins City Center. Dort kam es zu einem weiteren Treffen mit unseren Reisefreunden Martina und Patrick, welche uns sogar mit Namensschild am Bahnhof erwarteten. Zusammen schlenderten wir durch eine unserer Lieblingsstädte und machten eine Fahrt mit der Fähre nach Manly und zurück. Nach ein paar schönen Stunden mit den beiden ging’s für uns am Abend nach Christchurch auf der Südinsel von Neuseeland weiter. Kurz vor Mitternacht landeten wir dort und brachten das Einreiseprozedere als eine der Letzten an diesem Tag hinter uns. Die Neuseeländer haben sehr strikte Einreisevorschriften und so mussten wir unsere Wanderschuhe auspacken und deren Sauberkeit überprüfen lassen. Ueli hatte saubere Arbeit geleistet, dafür war er ja auch lange genug im Militär. Es war 01.00 Uhr als wir mit dem Einreisestempel und dem überprüften Gepäck in der Ankunftshalle standen. Und wieder wollten wir kein Geld für eine halbe Nacht in einem Bett ausgeben (jaja, Geizhälse) und haben daher am Flughafen geschlafen. Es war echt keine erholsame Nacht in einem dieser unglaublich unbequemen Sitzen, aber einmal am Flughafen schlafen muss man doch als Backpacker einfach erlebt haben, was wir nun getrost auf der „To-do-Liste“ abhacken können.
 
Als wir am nächsten Tag den neuen Camper abgeholt hatten war unsere erste Station kein Lebensmittelladen oder Campingplatz, sondern das B & B, wo Ueli’s Cousine Patricia und ihr Freund Markus ihre letzten Ferientage in Neuseeland verbrachten. Nach dem freudigen Wiedersehen überreichten uns die beiden eine prall gefüllte Tasche voll Lebensmittel sowie ihre Campingstühle. Was für ein fantastischer Start! Wir verbrachten den Nachmittag, Abend sowie den nachfolgenden Tag im familiären Kreis und erkundeten das von Erdbeben geschüttelte Christchurch. Wir waren tief betroffen vom Anblick dieser schwer zerstörten Stadt. Am 22. Februar 2011 hat kurz vor 13.00 Uhr ein schweres Erdbeben die Innenstadt von Christchurch verwüstet. Über 1‘000 Gebäude wurden zerstört oder erlitten erhebliche Schäden, 185 Menschen verloren ihr Leben. Über dieses und weitere Erdbeben wurde das neue Museum „Quake City“ eröffnet. Wir waren beindruckt von den vielen Bildern und der Film, in welchem verschiedene Leute ihr Erlebnis vom schlimmen Erdbeben erzählen, liess uns erschaudern. Mit all den Baustellen, abgeriegelten Gebäuden und abgesperrten Plätzen fühlt man sich wie in einer vom Krieg zerstörten Geisterstadt. Doch die Christchurcher lassen sich nicht unterkriegen und haben mit innovativen Ideen der Stadt wieder ein bisschen Leben eingehaucht.
 
Und nun noch etwas vorweg. Wir werfen in den Berichten immer wieder mit komplizierten Ortsnamen um uns. Diese schreiben wir für all jene rein, die schon mal da waren (und in Erinnerungen schwelgen), für all jene die auch mal nach Neuseeland wollen (und ein paar Tipps abschreiben), für all jene die alles nachgooglen (gäll Andrea) und für all jene die es nicht interessiert.
 
Nach der Verabschiedung von Patricia und Markus fuhren wir auf die nahe gelegene Banks Peninsula hinaus. Die Halbinsel und ihre Hügel entstanden bei zwei gigantischen Vulkanausbrüchen vor rund 8 Mio. Jahren und rund um die Halbinsel sind kleine Buchten entstanden. Wir genossen die prächtige Aussicht und das fantastische Wetter bei kleinen Wanderungen. Vorbei an riesigen Getreidefeldern ging unsere Reise weiter der Ostküste entlang Richtung Süden. In Timaru passten wir spät abends den blauen Zwergpinguinen ab, als sie vom Wasser zu ihren Nestern spurteten. Von Timaru aus machten wir eine Innlandschleife und kamen dabei am türkisblauen Lake Tekapo vorbei. Dort machten wir eine Wanderung auf einen Aussichtshoger. Zu Ehren von Andrea’s 22. Geburtstag gingen wir an diesem Abend auswärts Znacht essen und Ueli organisierte sogar noch ein Kerzli auf den Tisch. Neuseeland’s höchster Berg, der Mount Cook, sowie dessen Wandermöglichkeiten in der Umgebung liessen wir infolge Nebel aus. Zurück an der Küste wollten wir in Oamaru Gelbaugenpinguine sehen. Dazu fuhren wir bei Abenddämmerung zu einen Aussichtspunkt hoch über dem Strand, wo man die Tiere dann beim Landgang beobachten könn(t)e. Wir haben gewartet und gewartet und gewartet und gewartet und gewartet – und dann ist es uns verleidet. So sind wir ohne einen einzigen Schnabel gesehen zu haben weitergefahren. Wir haben dann am nächsten Tag beim Leuchtturm von Moeraki mehrere dieser Exemplare bei Tageslicht und von ganz nahmen gesehen. Tja, im Nachhinein ist man immer schlauer. Auch bei den Moeraki Boulders, einem Haufen grosser kugelförmiger Felsen an einem schönen Strand, haben wir einen Halt gemacht. In Dunedin liefen wir die steilste Wohnstrasser der Welt hinauf, unserem Camper wollten wir dies nicht antun, der mag sonst schon kaum bergauf fahren. Die Baldwin Street weist ein Gefälle von 35 % auf. Ganz schön gäch. Wenn du an dieser Strasse wohnst kannst du schon nach wenigen Wochen mit straffen Wädli prahlen.
 
Immer der Küste entlang ging die Fahrt ganz in den windumtosten Süden hinunter. Das Wetter meinte es gut mit uns und wir hatten einen stahlblauen Tag erwischt für die Fahrt durch die Gegend mit tiefblauem Meer, grünen Wäldern und Hügel mit tausenden von Schafen. Wir erkundeten Wasserfälle, schöne Strände, versteinerte Bäume und eine Höhle am Meer, die nur bei Ebbe besichtigt werden kann. Viele Strassen in dieser Gegen sind Kiesstrassen und Wellblechpisten. Bei hoher Geschwindigkeit auf diesen unbefestigten Strassen schwebten wir mit unserem Camper fast über die Pisten. Zum Glück haben wir jedes Mal die Kurve erwischt.
 
Unser nächstes Ziel war dann der touristische Milford Sound. Noch als es dunkel war sind wir aufgestanden (und das sind wir schon lange nicht mehr) und die 120 km zum Fjord hinaus gefahren. Das hatte zwei Vorteile: 1. Hatte es keine langsamen Touristen auf der Strasse (weil wir fahren schnell) und 2. Konnten wir dann die erste Schifffahrt durch den Fjord machen und mussten das Schiff nicht mit 843 Asiaten teilen.
 
In der Gegend rund um Queenstown und Wanaka wollten wir dann wandern. Petrus dachte da aber anders. So machten wir halt einen auf Schlechtwetterprogramm, probierten verschiedene Beizli aus, schrieben Postkarten, kauften Souvenirs und versuchten im Puzzling World den optischen Täuschungen auf den Grund zu gehen, den Weg aus dem Labyrinth zu finden und Kniffelspiele zu lösen (okay, Ueli ist da etwas schlauer als Andrea). An einem Sonntagnachmittag riss dann der Himmel doch noch auf und wir stürzten uns schleunigst in die Wanderkluft um einen Gipfel zu erklimmen.
 
Wir fuhren dann via Haast Pass (welchen wir überhaupt nicht bemerkten) an die Westküste. Was war das für ein Szenenwechsel. Bisher war die Landschaft trocken und braun, an der Westküste war alles grün, Regenwälder und mit Farn bewachsene Strassenböschungen veränderten das Bild. Hier gibt es auch zwei Gletscher. Wir haben diese aber nicht weiter besucht oder erkundet, da das Wetter zu schlecht war und wir echt glauben, dass uns nach dem Perito Moreno in Argentinien kein Gletscher mehr so schnell beindrucken kann. Stattdessen fuhren wir weiter nördlich und genossen die Küste und der Sonnenschein rund um Hokitika und Greymouth. Dabei besuchten wir die Pancake Rocks und kochten dann zum Znacht tatsächlich Omeletten. Ueli besuchte noch Shantytown, eine Goldgräberstadt der 1860er Jahre, welche originalgetreu wieder zum Leben erweckt wurde. Andrea tätigte unterdessen Vorbereitungen für diesen Blogeintrag. Es war nach viereinhalb Monaten das erste Mal, dass wir uns für zwei Stunden trennten. Verrückt nicht? In Hokitika erlebten wir dann noch ein ganz spezielles Spektakel. Bei der Glowworm Dell leuchten in der nächtlichen Dunkelheit tausende Glühwürmchen. Woooow, war das ein Anblick! Es sah aus wie ein Sternenhimmel, einfach ganz nahe.
 
Via Arthur’s Pass fuhren wir retour nach Christchurch, wo wir die Familie Ackermann auf ihrer Farm besuchten. Die Freunde von Andrea’s Götti sind schon bald 20 Jahre von der Schweiz nach Neuseeland ausgewandert und haben sich hier ein wunderschönes Zuhause aufgebaut. Auf ihrer 263 ha grossen Farm melken sie 480 Kühe. Wir genossen die herzliche Gastfreundschaft, das frischgebackenen Brot zum Frühstück, die warme Dusche und durften zu all dem auch noch die Wäsche waschen. Vielen lieben Dank für alles!
 
Nun waren wir also wieder an der Ostküste, fuhren diesmal aber in den Norden weiter. In Kaikoura erlebten wir ein absolut gigantisches, beinahe unbeschreibliches Highlight unserer Reise: Schwimmen mit Delfinen! Ausgerüstet mit Neoprenanzug, Flossen und Schnorchel planschten wir mit einer Herde von ungefähr 200 Delfinen. Diese hatten wie wir einen super Tag und führten ihre ganze akrobatische Sprungpalette vor: Salto, Schraube, Köpfler – alles war dabei. Uns blieb fast der Atem aus, als wir durch den Schnorchel sangen um die Delfine anzulocken (was saumässig blöd tönte) und mit unserer Taucherbrille unter Wasser schauten und die Delfine dann wenige Zentimeter an uns vorbei flitzten. Fantastisch! Um diese Eindrücke zu verarbeiten machten wir noch einen Spaziergang den Klippen entlang. Geredet haben wir dabei nicht so viel, jeder ist noch seinen Eindrücken nachgehangen.
 
Wir verliessen die Ostküste und erkundeten noch den nördlichen Teil der Südinsel. Dort befindet sich auch der Abel Tasman Nationalpark, welcher mit unzählig vielen kleineren und grösseren Traumbuchten auftrumpft. Im Rahmen einer Kayaktour erkundeten wir einen Teil des Parks. Wir haben gepaddelt wie die Wilden und dabei fielen uns dabei fast die Armen ab. Ueli hatte dann tatsächlich noch den Mut zu sagen, Andrea habe den ganzen Tag „das Paddel etwas ins Wasser gehalten“.
 
Die Südinsel von Neuseeland hat uns super gefallen und gottlob stimmt auch der Wetterbericht nicht immer, wir hätten sonst wohl drei Wochen Regen gehabt. Unterwegs haben wir übrigens immer wieder Drehorten der weltberühmten Filme „Herr der Ringe“ und „Hobbit“ besucht. Kulturbanause Andrea hat ja keinen blassen von diesen Filmen, doch Ueli fand zu jeder Landschaft irgendeinen Vergleich zum Film. Mit dem Campingleben sind wir rundum zufrieden. Wir sind ein bisschen kleine Hippies geworden. Einen Campingplatz haben wir nur die erste Nacht besucht, ansonsten haben wir unser Nachtlager immer irgendwo im nirgendwo aufgeschlagen. Damit der Dreck nicht zu stark ansetzt duschen wir ab und zu unter der eher frischen Solardusche, wenn’s hoch kommt zahlen wir auch mal 5 Dollar für eine öffentliche, heisse Dusche. Um all die elektronischen Geräte aufzuladen gehen wir in die Bibliotheken, die dann auch noch gleich mit gratis WLAN auftrumpfen.
 
Nun haben wir also die Südinsel umrundet und es wird Zeit, mit der Fähre auf die Nordinsel überzusetzen. Wir hoffen, dass wir nicht gerade auf der Fähre sind, wenn die Ausläufer des Zyklons hier vorbei ziehen.
 
Liebe Grüsse
Ueli und Andrea 

 
Auf dem Weg nach Neuseeland haben wir ein paar Stunden Aufenthalt in Sydney
 
Mit der Fähre geht's nach Manly
 
 Mit Patrick und Martina ist es immer wieder schön
 
Und das Opernhaus nochmals von vorne :-)
 
Die Re:START Mall aus farbigen Schiffscontainern ist eine von Christchurchs "Steh-auf-Projekten"
 
Die zerstörte Christchurch Cathedral
 
Happy Hour mit Patricia und Markus
 
Beschädigte Gebäude
 
 
Baustellen überall
 
Die unglaubliche Gewalt des Erdbebens
 
Die 185 "empty chairs" erinnern an die Todesopfer
 
Die Cardboard Cathedrale, die temporäre Kathedrale aus Karton
 
So sieht sie von aussen aus
 
Seit wenigen Wochen fährt auch das historische Tram von Christchurch wieder
 
Ein netter Übernachtungsplatz
 
Aussicht auf die Banks Peninsula
 
Timaru
 
Ein blauer Zwergpinguin in der nächtlichen Dunkelheit
 
Der türkisfarbige Lake Tekapo
 
Die berühmte Steinkapelle Church of the Good Shepherd
 
Super Aussicht auf dem Hügel
 
 
Bei diesem Übernachtungsplatz kann man nicht jammern
 
Kanada? Nein!
 
Die Clay Cliffs aus Lehm
 
Dies könnte doch auch auf dem Mond sein
 
Elephant Rocks - wer erkennt den Elefant?
 
Die riesigen Kalksteinbrocken
 
 
 
Warten auf die Gelbaugenpinguine
 
Gesehen haben wir nur Schafe
 
Bei den Moeraki Boulders
 
 
 
 
 
Hier haben wir doch noch ein Gelbaugenpinguin
 
Und noch mehr
 
 
 
 
 
Ein Haus an der steilsten Strasse der Welt
Optische Täuschung
 
 
Ein Albatross, deren Flügelspannweite bis zu 3 m erreichen kann
 
  Und ein fauler Seal

 
 Nugget Point
 
 
 
Morgenstimmung
 
  Purakaunui Falls
Frühstücksplatz mit Aussicht
 
Cathedral Caves
 
  Farn ist Neuseelands Wahrzeichen
Auf den sind wir per Zufall gestossen
 
Porpoise Bay
 
  Versteinerter Wald bei der Curio Bay
Ein versteinerter Baumstamm
 
 
Slope Point, der südlichste Punkt der Südinsel
 
Von hier weht der Wind
 
Leuchtturm beim Waipapa Point
 
gut getarnt
 
 
ein Wandbild
 
In der Fjordgegend
 
Milford Sound im Morgenlicht
 
 
  Morgenstimmung auf der Schifffahrt
 
 
 
 
 
typisch Neuseeland
 
Der Spiegelsee
 
  Auch bei einem Übernachtungsplatz

Auf dem Weg von Queenstown nach Wanaka

 
 
Toilette im Puzzling World

 
 
 
1'040 Höhenmeter Aufstieg auf den Isthmus Peak

 
 
 
 
Blue Pools
 
 
 
 
An der Westküste

 
 
Ein Übernachtungsplatz direkt am Meer

Braucht jemand Schwemmholz?
 
 
Pancake Rocks
 
 
 
Man beachte die Strasse dem Meer entlang
 
 
 
 
Eine der unzähligen Einbahnbrücken. Bei dieser geht der Zug auch noch grad drüber
 Shantytown
 
 
 
Was man nicht alles bauen kann mit Sand und Schwemmholz

 
 
Melkstand bei der Familie Ackermann

Praktisch alles muss bewässert werden

 
Mit Ignaz (hier in Neuseeland nennt er sich Anton), Jolanda und David

 
 
Schwimmen mit Delfinen

 
 
 
 
Flieeeg Delfin flieeeg

 
 
Kaikoura Peninsula

 
Ein geschütztes Planschbecken für den Nachwuchs

Viele Seals auf den Steinen
 
Abel Tasman Nationalpark
 
 
 
 
 
Der gespaltene Apfel Stein