Iguazu und seine gigantischen Wasserfälle – ganz im Norden des Landes
gelegen – haben wir bei Regenwetter verlassen. Unser nächstes Ziel weiter
südlich hiess Buenos Aires, doch vorerst mussten wir uns in Geduld üben, hatte
unser Bus doch 1 ½ Stunden Verspätung. Begründet wurde die Verzögerung damit,
dass die defekte Klimaanlage im Bus noch repariert werden müsse. Nun, der
Mechaniker hat’s dann doch nicht ganz hinbekommen. Zehn Minuten wurde auf der
höchste Stufe runtergekühlt, dann für die nächsten zehn Minuten auf gleich
hoher Stufe geheizt, um dann zehn Minuten lang wieder runterzukühlen. Es war
ein ständiges hin und her – Jäckchen an, Jäckchen aus.
Nach einer 19-stündigen Busfahrt erreichten wir Buenos Aires, die
Hauptstadt von Argentinien mit 13 Mio. Einwohner. Buenos Aires ist eine sehr
westlich geprägte Stadt, den Gebäuden an könnten wir uns auch in Paris oder Rom
befinden. Von den einheimischen Stadtbewohner heben wir uns nur ab, weil sie
gestylte Frisuren, Absatzschuhe, Sommerkleidchen und chique Kleider tragen. Wir
hingegen fallen mit unseren Trekkingschuhen, Wanderhosen und ungestylten Haaren
aus dem Rahmen. Was für ein Unterschied zu Peru und Bolivien, wo praktisch alle
Frauen traditionelle Kleider tragen und die langen schwarzen Haare zu Zöpfen geflochten
sind. Auch die bunten und lebhaften Strassenstände wie sie in Peru und Bolivien
ins Strassenbild gehören sind verschwunden. Hier dient das Trottoir wieder
seinem ursprünglichen Zweck. In Buenos Aires ist dann vor allem viel
Sightseeing zu Fuss angesagt. Wir besuchen den pinken Präsidentenpalast, der
zentrale Hauptplatz, überqueren eine 20-spurige Strasse, schlendern durch das
bunte Arbeiterquartier La Boca, bummeln durch den Antiquitäten- und
Kunsthandwerksmarkt im Quartier San Telmo und besuchen Evitas Grab auf einem
vornehmen Friedhof. Die Argentinier, besonders die Menschen von Buenos Aires,
sind stolz auf „ihren“ Papst. So auch der Coiffeur, bei welchem sich der Papst während
Jahren seine Haare schneiden liess. Grund genug, dass auch Ueli sich beim
selbigen Herren eine heilige Frisur verpassen liess. Wir treffen in Buenos
Aires auch wieder unsere österreichischen Reisekumpanen Sabine und Gernot. Wir
verbringen mit ihnen jeden Abend, besuchen gemeinsam einen Tangoschuppen, trinken
literweise Rotwein, verspeisen kiloweise zartestes Rindfleisch – und das bis
zum bitteren Ende, als die beiden wieder ins kalte Europa zurück reisen.
Auch wir reisen weiter. Und zwar mit einem Luxusbus Richtung Süden bis
Puerto Madryn am Meer. Die wiederum 19-stündige Busfahrt ist die bisher
komfortabelste: bequeme Ledersitze, eine Decke und ein Kissen, ein aufmerksamer
Steward, ein warmes Nachtessen mit Rotwein und ein langer Filmmarathon. Nur ein
Schwachpunkt hat die ganze Reise. Die Frau in der gleichen Sitzreihe wie wir
schnarcht wirklich wirklich laut. Der ganze Bus lacht über die Säge, die grad
den halben Amazonas abholzt.
In Puerto Madryn verbringen wir die Weihnachtstage. Wir besuchen die
Halbinsel Peninsula Valdes und können dabei Seelöwen und See-Elefanten
bestaunen. Die Riesenkolosse liegen faul am Strand rum, brüllen sich
zwischendurch etwas an, gähnen ausgiebig und liegen sich wieder platt in den
Sand. Auch die ersten drolligen Magellan-Pinguine erfreuen uns. Ein zweiter
Ausflug führt uns an einen Strand, wo wir bis zu zwei Meter an See-Elefanten
herankommen. Was für ein Gefühl, vor diesen bis zu 5 Meter langen und 4 Tonnen
schweren Tieren zu knien! In Punta Tombo lebt die grösste Pinguinkolonie
ausserhalb der Antarktis. Aktuell besteht die Gruppe aus ca. 800‘000 Pinguinen,
die Küken sind geschlüpft, zum Teil werden die Eier noch ausgebrütet. Wir haben
ausgiebig Zeit durch die Kolonie zu spazieren und uns an den 45 cm hohen
Pinguinen zu erfreuen. Als Weihnachtsmenü kochen wir uns im Hostel
Älplermagronen und ein Steak, zum Dessert gibt es Schoggimousse und frische
Kirschen. Der Hostel-Besitzer spendiert eine Runde Champagner und mit Reisenden
aus der ganzen Welt stossen wir auf Weihnachten an. Ein bisschen
Weihnachtsstimmung kommt höchstens auf, als Andrea auf dem Mulörgeli ein
„Stille Nacht“ zum Besten gibt. Um Punkt Mitternacht ist dann fertig mit der
„Stillen Nacht“. Von überall tönt es laut „Feliz navidad“ und Feuerwerke
knallen laut.
In Puerto Madryn gönnen wir uns wieder einmal einen Erholungstag. Wir
brauchen diese Tage, um all die Erlebnisse zu verarbeiten, Tagebuch zu
schreiben, Fotos zu sortieren und einfach „runter zu fahren“. Unser Reisealltag
ist geprägt von organisatorischen Aktivitäten: die nächste Busfahrt
reservieren, eine passende Unterkunft suchen, Angebote für Ausflüge
vergleichen, Entscheidungen treffen… Umso mehr brauchen wir Tage, an denen wir
einfach in den Tag hineinleben können, ohne an etwas Wichtiges denken zu
müssen.
Am Stefanstag lassen wir die warmen Temperaturen hinter uns und reisen
weiter nach Süden mit dem Endziel Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt. Wieder
einmal hat der Bus zwei Stunden Verspätung. Es ist der Punkt erreicht, wo uns
all diese Busfahrten so was auf den Kecks gehen. Wie freuen wir uns auf
Australien und Neuseeland, wo wir unser eigenes Fahrzeug haben werden und
schalten und walten können wie es uns gerade passt. Der Bus kommt dann doch
noch irgendwann und wir fahren durch die unglaublich langweilige Pampa von
Patagonien. Links und rechts von der Strasse einfach eine braune, flache Grassteppe
soweit das Auge reicht. Leider sind auch hier wie in Peru und Bolivien die
ersten zehn Meter Breite links und rechts von der Strasse mit Plastikmüll
überhäuft. Wir fahren den ganzen 26. Dezember Bus. Wir fahren die Nacht vom 26.
auf den 27. Dezember Bus. Und wir fahren den ganzen 27. Dezember Bus. Und dann,
nach 33 Stunden Busfahren (inkl. vier Grenzübergängen (Argentinien raus, Chile
rein, Chile wieder raus und Argentinien wieder rein) und dem überqueren der
Magellanstrasse mit der Fähre inkl. Delfinwatching) sind wir in Ushuaia, ganz
am untersten Zipfel von Südamerika. Hier ist die Strasse zu Ende – Ende Feuer –
wir sind in Feuerland! Die Sonne scheint noch als wir ankommen (21.30 Uhr) und
wir ein Bett für die nächsten Tage suchen. Wir sind mitten in der „Hoch“saison.
„Hoch“ trifft nicht nur auf die Anzahl Touristen, sondern auch auf die Preise
zu. Wir bekommen ein Bett in einem Backpacker, dass grad so gut eine Skihütte
in der Schweiz sein könnte.
Die Tage in Ushuaia (übrigens dem Ausgangspunkt für in die Antarktis) verbringen
wir vorwiegend mit wandern. Der erste Ausflug führt uns zur Laguna Esmeralda. Der
Weg führt durch ein sumpfiges Gebiet voller knorriger Bäume und vorbei an
unzähligen Biberstaudämmen zu einem schönen Flecken Erde. Hier packen wir das
Picknick aus dem Rucksack und fühlen uns fast wie am Arnisee in den Urner
Bergen. Ueli verwandelt sich für einige Stunden in den Schweizer Fernseher
Biologe Andreas Moser (Netz Natur) und absolviert mit Andrea eine
Erkundungstour zu all den vielen Biberstaudämmen, wobei wir über gefühlte 100
Bäche springen und uns auf Baumstämmen durch den Morast balancieren. Ein
weiterer Tag verbringen wir im Tierra del Fuego (Feuerland) Nationalpark und
staunen ab den Bäumen mit dem langen Tannenbart.
Am 31. Dezember reisen wir weiter nach Punta Arenas, ebenfalls
Feuerland, aber auf der chilenischen Seite. Es ist das erste Mal seit
Reisebeginn, wo wir aufwärts statt abwärts reisen. Ab jetzt halten wir Kurs
Richtung Norden mit dem Endziel Santiago de Chile.
Wir wünschen allen ein "Feliz Año Nuevo"!
Liebe Grüsse
Ueli und Andrea
Buenos Aires
Der pinke Präsidentenpalast
Zuckerwattenstand
20-spurige Strasse
Das älteste und bekannteste Café von Buenos Aires - Café Tortoni
Vor jedem Fenster hängt eine Klimaanlage
Ein professioneller Hundeausführer
Im Arbeiterquartier "La Boca"
Der Papst grüsst vom Balkon
Er ist überall präsent
Ueli bekommt eine heilige Frisur
Man beachte den Coiffeur hinter dem Schaufenster
Skyline von Buenos Aires
Friedhof Recoleta wo die Oberschicht Argentiniens ruht
Die Metallblume "Floralis Generalis"
Lecker!
Am Brocante von Buenos Aires
Mate-Becher
Ueli hält Ausschau nach Walen
Gürteltier
Faule Tiere
Fuchs
See-Elefanten und Seelöwen
Eine Seelöwenfamilie
Magellan-Pinguin
ganz nah dran
noch nicht geschlüpft
da hat jemand Hunger
800'000 Magellan-Pinguine
Der Pinguin spurt den Weg
Weihnachtsessen
Wann kommt der Bus?
Commerson-Delfine beim überqueren der Magellan-Strasse
Biber's Werk I
Biber's Werk II
Laguna Esmeralda
Flor de chocolate
Biber's Werk III
Die südlichste Post der Welt im Tierra del Fuego Nationalpark
Der Tannenbart macht seinem Namen alle Ehre
Schwarzzügelibis
Tierra del Fuego Nationalpark
Hier endet die Strasse
Hoi zäme und Happy New Year! Ich lese immer wieder mit viel Freude und Neugierde eure News! Ich wünsche euch weiterhin eine spannende und gute Reise! Lg Big Sis
AntwortenLöschenSali Zäme
AntwortenLöschenIn zwei Raten liess ich mich von euren Berichten entführen in eine andere Welt - herrlich!
Geniesst eure Freiheit!
Jetzt kommen die Kinder nach Hause und rufen: "Hallo Mami, was gibt0s zum Zabig?"
Herrlich - auch das geniesse ich - und die zuverlässigen Busverbindungen:)...
Und doch, ein bisschen träumen vom Reisen - wer weiss, vielleicht irgendwann...
Auf jeden Fall schicke ich euch herzliche Grüsse und wünsche weiterhin eine gute Reise - hebid Sorg!
Angelika