Montag, 20. April 2015

Verlorenes Gepäck, vermisste Sonne und wiedergefundene Freunde



Vom neuseeländischen Auckland aus flogen wir an die Westküste von Australien, genauer gesagt nach Perth. Dazu mussten wir in Sydney umsteigen. Langsam aber sicher kennen wir diesen Flughafen, wir waren auf dieser Reise bereits zum dritten Mal dort. Der Flug von Auckland nach Sydney verspätete sich um eine halbe Stunde, was unsere Umsteigezeit auf den Anschlussflug nach Perth von 1 ¼ Stunden auf 45 Minuten verminderte. Kaum gelandet in Sydney wollten wir so schnell wie möglich aus dem Flugzeug kommen um den nächsten Flug zu erwischen. Man kennt es ja, kaum ist das Anschnallzeichen im Flugzeug gelöscht schiessen die Passagiere auf und verstopfen den Gang. Selbstverständlich war unser Sitzplatz ganz hinten im Flugzeug. So hetzten wir also zur Immigration um den Einreisestempel zu bekommen. Dann weiter zum Gepäckband, wo wir auf unsere Gepäckstücke warten mussten. Dieses wurde anschliessend genauestens inspiziert. Denn wie Neuseeland kennt auch Australien sehr strenge Einreisevorschriften in Sachen saubere Wanderschuhe, Lebensmittelverbote usw. Das ging zum Glück ganz flott vorwärts und wir spurteten zum nächsten Check-In Schalter, wo wir das ganze Gepäck wieder für den Perth-Flug aufgeben mussten. Dann folgte ein Sprint zum Transferbus, der uns vom Internationalen an den Inlandflughafen brachte. „Final call“ zeigte die Infotafel für unseren Flug an und wir gaben nochmals vollgas. Ueli meinte zwar wir sollen nicht so pressieren, er wolle auch einmal mit Namen am Flughafen aufgerufen werden. Wir liessen es dann doch nicht darauf ankommen und bestiegen den Flieger nach Perth im letzten Moment, hinter uns wurde gerade die Türe geschlossen. Das war ein Marathon! Kaum im Perth angekommen ging dann Ueli’s Wunsch doch noch in Erfüllung – unsere Namen wurden tatsächlich ausgerufen. Es musste ja einmal so kommen bei unseren vielen Flügen – unser Gepäck war nicht schnell genug und ist in Sydney hängen geblieben. Dafür sind wir jetzt stolze Besitzer eines Qantas-Pischi‘s. Die Gepäckgeschichte wendete sich dann am nächsten Morgen zum Guten, dann wurde nämlich unser Hab und Gut in unsere Unterkunft geliefert. 

Damit wir das australische Outback so richtig erkunden können haben wir einen 4x4 Bushcamper (Toyota Landcruiser V8) gemietet. Wir waren ab dem ersten Moment begeistert von unserem neuen Fahrzeug, nur schon weil es erst dreijährig und komplett neu ausgestattet ist. Was uns noch mehr gefällt ist das für uns exotischen Equipment: Seilwinde, Stockwinde, GPS-Notrufsignal, Luftkompressor, Ersatzrad, Untersetzung. Andrea hofft, dass Ueli mit all dem zurechtkommt, weil sie tut es ganz bestimmt nicht. Eine Umweltschleuder ist das Gefährt natürlich auch, haben wir doch tatsächlich zwei Tanks à 90 Liter Diesel. Eine teure Sache diese aufzufüllen! 

Die erste Tour in Westaustralien führte uns von Perth aus etwas mehr als 100 km nordwärts nach Ledge Point. Dort haben Stefanie und Michel (welche wir in unserem ersten Australien-Teil kennen lernten) vor ihrer Heimreise Ende März für uns zwei Säcke voll Lebensmittel und Utensilien deponiert. Wir fühlten uns gleichermassen überrascht und gespannt wie an Weihnachten, als wir die Taschen auspackten. Vielen herzlichen Dank Ste und Curi!  

Nach diesem Kurzabstecher (200 km Hin- und Rückweg fallen in Australien wohl darunter) fuhren wir retour nach Perth und weiter südlich in die Region der Geographe Bay. Das Wetter war einmal mehr sehr regnerisch – wir ziehen es wohl an. Wehe wenn wir zurückkommen, macht euch mal auf einen nassen Sommer in der Schweiz gefasst! Doch im Vergleich zur Ostküste, wo es den halben Tag regnete und den halben Tag die Sonne schien, war die Aufteilung nun etwas anders. Und zwar schien 10 Minuten die Sonne und 10 Minuten später regnete es. Auch im Südwesten von Australien macht der April seinem Namen alle Ehre. So erkundeten wir nur ein paar ausgesuchte Strände – von denen es hier so viele hat – mit weichem Sand und (vor allem bei blauem Himmel) kristallklarem Wasser. In Busselton machten wir einen Spaziergang zum Ende des 1,8 km langen und somit längsten Holzsteges der südlichen Halbkugel. Sage und schreibe dreimal wurden wir auf dem Spaziergang verregnet. So änderten wir halt unseren Plan und erkundeten statt schöne Strände Weingüter, Oliven-, Käse-, Kaffee- und Schokoladenfabriken rund um die Gegend von Margaret River.  

Weiter erkundeten wir die Wälder im Südwesten von Australien. Die Bäume in den Karri-, Jarrah- und Marri-Wäldern (allesamt Eukalyptusarten) können bis zu 70 Meter hoch werden. Drei dieser riesigen Bäume wurden früher als Brandausguck benutzt. Heute können wagemutige Touristen die abenteuerlichen Leitern hochklettern und sich an der grossartigen Aussicht erfreuen. In unserer Zweierreisegruppe befindet sich nur ein waghalsiger Tourist ohne Höhenangst, welcher die 52 m in fünf Minuten auf den Diamond Tree hochgeklettert ist. Er berichtet nach seinem Aufstieg, dass er infolge Nebel kein Feuer gesichtet hat, klagte aber am nächsten Tag über lodernden Muskelkater. Etwas gemütlicher war da hingegen der 600 Meter lange Tree Top Walk. Eine Rampe führt vom Boden 40 Meter in die Baumkronen hinauf. Um ein Gefühl für das Leben in den Baumwipfeln zu vermitteln bewegt sich die Konstruktion leicht im Wind. Beim anschliessenden Rundgang vorbei an alten Red-Tingle-Eukalyptusbäumen konnten wir sogar in die Baumstämme hinein stehen und mit etwas Fantasie in den Stämmen Gesichter erkennen.  

Die Prospekte der Südküste sind gefüllt mit fantastischen Fotos von paradiesischen Stränden. Wir fanden es also schon recht gemein, dass uns der Petrus nicht an den Naturschönheiten teilhaben liess. Sogar Ueli, der sehr viel besser mit schlechtem Wetter umgehen kann als Andrea, hatte langsam aber sicher einen Durchhänger. Statt paradiesische Strände besichtigten wir stattdessen ein ehemals blutverschmiertes Gelände. Und zwar dies der Cheynes Beach Whaling Station, wo bis im November 1978 Wale geschlachtet und das Fett zu Öl verarbeitet wurden. Das Gelände ist unterdessen geputzt und wurde zu einem Museum hergerichtet. Es war eindrücklich und grausig zu gleich.  

Als dann das Wetter nach einer Woche besserte (jupidu!) machten wir eine Wanderung im Porongurup Nation Park zum Castle Rock Granite Skywalk. Auf der anschliessenden Fahrt in Richtung Esperance machten wir erstmals Bekanntschaft mit dem berühmt-berüchtigten Outback. 300 km „a lot of nothing“, die einzige Bewegung beim Autofahren ist das Grusszeichen bei einem kreuzenden Auto oder einem der 15-achsigen Lastwagen, genannt Road Trains. Irgendwo inmitten dieser Abgeschiedenheit kreuzten wir unsere Reisefreunde Patrick und Martina. Nachdem wir in Bolivien gemeinsam eine Tour machten und wir uns in Brisbane und Sydney wiedertrafen, kam es nun zum dritten freudigen Treffen auf dem australischen Kontinent. Wir genossen einen herrlichen Nachmittag und Abend mit viel „g’schnädär“ – sowohl auf der weiblichen wie auch auf der männlichen Seite – einem leckeren Fajitasplausch, viel Wein, einigen Mäusen, tausenden von Sternen und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Da waren wir ganz schön froh um das wärmende Feuer. Leider konnten wir dieses nicht in den Camper zügeln und vor allem Andrea fror in dieser Nacht erbärmlich. Nach dem gemeinsamen Zmorgen am nächsten Tag trennten sich unsere Wege erneut. Das nächste Mal werden wir uns dann in der Schweiz sehen, wo uns ein paar Kilometer weniger trennen, auch wenn es bis nach Schaffhausen nicht gleich um den Rank ist.  

Bei strahlend schönem Wetter erkundeten wir den Cape Le Grand National Park. Dieser ist bekannt für seine absolut fantastischen Küstenlandschaften mit aquamarinblauem Wasser und schneeweissen Sandstränden. Kein Wunder, wurde schon der eine oder andere Strand als der besten Australiens gekürt oder befindet sich auf einer Top-10-Liste der weltweit prächtigsten Strände. Zur Abwechslung zu all den Beaches spurteten wir noch auf den Frenchman Peak, von wo wir eine umwerfende Aussicht auf die Landschaft hatten. Wir konnten bei einer 360° Rundumsicht überall den Horizont erkennen, was für uns Alpinisten einfach unglaublich und ungewöhnlich ist.  

Quer durch den südwestlichen Zipfel von Australien fuhren wir mehr als 800 km zurück nach Perth. Das dabei durchquerte Gebiet wird auch als „Weizengürtel“ bezeichnet. Wieso ist schnell klar. Tausende von Quadratkilometer Weizen und andere Getreidearten werden in dieser Gegend angepflanzt. Da es einem bei solch langen Fahrstrecken doch auch langweilig werden kann, haben wir überschlagsmässig ausgerechnet, wie viele Tonnen Getreide jährlich geerntet werden. Gemäss unseren Berechnungen müssen es über 20‘000‘000 Tonnen sein. Nachforschungen haben ergeben, dass es im Jahr 24‘000‘000 Tonnen Weizen sind, nicht eingerechnet sind hier alle anderen Getreidearten. Man stelle sich vor, wieviel Tonnen Material hier hin und her gekarrt werden für Samen, Dünger, Stroh, Korn – vom Dieselverbrauch nicht zu sprechen. Abwechslung zu den weiten Getreidefeldern und den endlosen Strassen boten verschiedene Spektakel. So gab es unterwegs ein paar amüsante Objekte zu betrachten. Besonders erwähnenswert ist der Wave Rock, ein Hundefriedhof, der längste Zaun der Welt (gegen die Hasenplage anfangs 1900) sowie der „Tin Horse Highway“. Auf diesem Highway befinden sich unzählige Pferde aus Fässern in verschiedenen Darstellungen – eine unterhaltsame Open-Air-Galerie. Wenn wir genug von den Asphaltstrassen haben, wählen wir ab und zu eine Naturstrasse als Alternative aus. Vor allem Andrea geniesst dann die Vorzüge unseres Autos und gibt das Steuer kaum mehr aus den Händen.

Wieder zurück in Perth besuchten wir den schön angelegten Kings Park, von wo man auch einen super Ausblick auf die Skyline der Stadt geniessen kann. Nun geht unsere Fahrt weiter in den Norden, wo es die farbige Unterwasserwelt und reizvolle Nationalparks zu entdecken gibt.

Liebe Grüsse
Andrea und Ueli

 
Das erste Mal den Camper voll tanken (wir haben 2 Tanks à 90 Liter verfügbar)

Sonnenuntergang in Bunbury

Kurz vor 18.00 Uhr geht hier die Sonne unter

Der 1,8 km lange Holzsteg von Busselton

 Der Steg scheint endlos zu sein

Keine nette Gesellschaft beim baden im Meer

Strand an der Eagle Bay

Bunker Bay

Canal Rocks (die Regenfront links im Bild hat uns voll erwischt)
 
Ueli steigt auf den 52 Meter hohen Diamond Tree, ein ehemaliger Brandausguck

Die Aussicht von oben 

Die erste Naturstrasse für unseren (noch) blitz blanken Camper

Andrea tut nur so als würde sie auf den 68 Meter hohen Dave Evans Bicentennial Tree klettern

Auf dem 40 Meter hohen Tree Top Walk


Wir konnten gemütlich in den Baumkronen umher spazieren

Greens Pool

Elephant Rocks

Die Stämme sind ausgehöhlt

Wer genau hinschaut erkennt ein altes Gesicht
 
Skelett eines Blauwals im Walfang-Museum
 
Mit dieser Säge wurde den Walen die Köpfe abgetrennt 

Muschelsammlung - Andrea's liebster Teil dieses Museums

Wanderung im Porongurup Nationalpark


Granite Skywalk beim Castle Rock


Banksia Ashby

Treffen mit Martina und Patrick

In Westaustralien wachsen ganz komische Pflanzen

Lucky Bay im Cape Le Grand Nationalpark



Das Känguru hüpft direkt auf die Fotografin zu

Hellfire Bay

Auf dem Frenchman Peak

Horizont soweit das Auge reicht

Übernachtungsplatz direkt am Strand

Hier ist wohl etwas krumm gelaufen

Abendstimmung im Outback

Quadratmeter um Quadratmeter Getreidefelder

Wave Rock


Zwei ganz besondere Schaf-Scherer
 
Entlang des "Tin Horse Highway"

Unzählige Pferdefiguren aus Fässern und Büchsen




 
Das grösste von allen

Ein Echidna haben wir bis jetzt nur auf der Strassentafel gesehen

Der Hundefriedhof in Corrigin

In jedem Dorf entlang des Getreidegürtels hat es an der Eisenbahnlinie riesige Lagerhallen und Silos für das Getreide

Im historischen York


Pink and Grey Galah (Rosakakadu)

Skyline von Perth

Aussicht vom Kings Park