Derby ist der westliche Ausgangspunkt für die Gibb River Road, eine 660
Kilometer lange, staubige Outbackstrasse durch die wunderschöne Kimberleys-Gegend.
Kühlschrank, Wassertank, Gasflaschen und 180 Liter Dieseltanks waren gefüllt – wir
waren gerüstet für die viertägige Reise durch die einsame Natur mit Chantal und
David. Wie eine rotbraune Schneise bahnt sich die „Gibb“ durch die karge
Landschaft mit dicken Affenbrotbäumen, hohen Termitenhügeln, vertrocknetem Gras,
uralten Bergketten und weidenden Zebus. Holprige Nebenstrassen führen zu abgeschiedenen
Schluchten, Wasserfällen und beschatteten Wasserbecken. Natürlich liessen auch
wir uns von all diesen Naturschönheiten hinreissen und besichtigten
verschiedene Schluchten. Bei der Wanderung zwischen den Felsen der Windjana
Gorge erspähten wir viele Süsswasserkrokodile, zum Glück jedoch in sicherer
Entfernung. Beim Marsch durch den Tunnel Creek, eine stockdunkle Höhle mit
einem knietiefen Fluss drin, mussten wir etwas mehr Mut aufbringen. Um ans
andere Ende der Höhle zu gelangen musste man das Wasser mehrmals durchwaten.
Das ginge ja noch, aber es leben blöderweise Süsswasserkrokodile in diesem Höhlenfluss.
Wenn man mit der Taschenlampe über das Wasser leuchtete blitzten einem
plötzlich rote Krokodilaugen entgegen, was also durchaus ein mulmiges Gefühl in
der Magengegend auslöst. Der Besuch der Bell Gorge, Galvans Gorge und Emma
Gorge verlief verhältnismässig unspektakulär. Doch dann gab es da noch der
Besuch der Manning Gorge. Ausgerüstet mit Wasser und Badezeug starteten wir die
Wanderung zur Schlucht mit Wasserfällen und einem Seeli zum Baden. Zuerst
mussten wir jedoch einen kleinen Fluss überqueren, wozu eine Nussschale (übermütige
nennen es Boot) bereit stand, um sich trocken ans andere Flussufer zu ziehen. Die
Wanderung führte über Steine, durch zwei Meter hohes Gras und Buschland. Plötzlich
um eine Kurve sahen wir das, was sich am Himmel, in unseren Nasen und durch ein
verräterisches Knacken schon fünf Minuten vorher ankündigte: ein grosses Buschfeuer!
Der Weg hinunter zur Schlucht war abgeschnitten, wir konnten nur noch die
Flucht ergreifen. Während Ueli sich eher um den beissenden Rauch sorgte bekam
Andrea heftigstes Herzklopfen beim Anblick der auflodernden Flammen, wenn
wieder ein Windstoss über das Feuer fegte. Keine zehn Sekunden und die drei
anderen sahen nur noch Andrea’s Fersen… Zurück am Ausgangspunkt der Wanderung
wurden wir bereits vom besorgten Ranger erwartet. Es stellte sich heraus, dass
wir die letzten Wanderer waren, die selbständig vor dem Feuer fliehen konnten.
Acht Menschen waren in der Schlucht vom Feuer eingekesselt. Wir hatten alle
bange Stunden, bis die Leute, welche übrigens im Wasser auf Hilfe warteten,
gesund und heil zurück waren. Die letzten paar hundert Kilometer der Gibb River
Road verliefen verhältnismässig ruhig. Einzig das Pentecost River Crossing, die
längste und tiefste Flussdurchquerung auf der Gibb River Road, sorgte noch für
etwas Euphorie und so fuhren wir tatsächlich fünf Mal hin und her. Nach vier
Nächten unter einem riesigen Himmel voller Sterne und dem beobachten der
Milchstrasse, vier Tagen im Staub der Naturstrasse (Andrea bekam fast
Haarausfall weil das gesamte Camper-Innenleben am Abend jeweils von einer
Staubschicht belegt war), vielen Flussdurchquerungen und zwei Steinschlägen in
der Windschutzscheibe erreichten wir in Kununurra wieder die Zivilisation. Die
Gibb River Road war ein tolles Outbackabendteuer, fernab von Handyempfang,
Dusche und Lebensmittelladen. Wir hatten das Glück, dass die Strasse in einem
sehr guten Zustand war, da diese nach der Regenzeit frisch präpariert wurde.
Wir möchten es uns lieber nicht vorstellen wie es ist, wenn die 660 Kilometer
eine reine Wellblechpiste mit hunderten von Schlaglöchern sind.
In Kununurra füllten wir wieder sämtliche Vorräte auf und besuchten die
nächste Attraktion: der Purnululu Nationalpark mit der Bungle Bungle Range. Die
53 Kilometer lange Fahrt in den Nationalpark hatte es auf sich. Sensationelle
zwei Stunden brauchten wir, um die holprige, kurvige und hüglige Strecke hinter
uns zu bringen. Im Nationalpark wanderten wir durch die schmalen Felsspalten
der Enchidna Chasm und vorbei an den ocker und schwarz gestreiften
„Bienenkorbkuppeln“, den Bungle Bungles.
Nach über einem Monat im riesigen Staat Western Australia (der ist halb
so gross wie Europa) überquerten wir die Grenze zum Northern Territory. Das
Gute daran war, dass wir die Uhren um 1 ½ Stunden vorstellen konnten und somit
die Sonnenstunden für uns wieder eher reisefreundlicher fallen. Bisher ging die
Sonne um ungefähr 05.30 Uhr auf, Sonnenuntergang war dann kurz nach 17.00 Uhr.
So etwas wie eine Dämmerung kennt man in diesen Breitengraden kaum, um 17.30 Uhr
war es jeweils dunkel. Dank der Zeitverschiebung haben wir nun die Sonne etwas
länger am Abend, was doch eher unserem Reiserhythmus entspricht. So kam es
bisher doch ab und zu vor, dass wir bei Dunkelheit noch bis zum
Übernachtungsplatz gefahren sind und wir Schlangenlinien fahren mussten, wenn
wir kein Känguru – oder noch schlimmer eine Kuh – auf der Motorhaube wollten.
Seit wir im nördlichen Teil von Australien sind fahren wir fast täglich
an einem Buschfeuer vorbei oder sehen die dicken Rauchwolken schon von weiter
Ferne. Zum Teil sind diese Buschfeuer wild, das heisst sie entzünden sich
selbst und erlöschen (meistens) auch immer wieder von alleine. Was es aber noch
viel mehr gibt sind kontrollierte Buschfeuer. In diesen Fällen werden die
Buschfeuer extra angezündet, um dem Boden frische Nahrung zu geben. Zügig fuhren wir in Richtung tropischer Norden. Das Klima wurde zunehmend schwüler, am Abend gleicht unser Camper inzwischen jeweils einer Sauna (nur das Aufgiessen fehlt) und unzählige Giftkröten hüpfen um unseren Camper. Auf dem Weg nach Darwin machten wir einen Abstecher zum Litchfield National Park. Hier gibt es einige Wasserfälle, die in kristallklare Wasserbecken hinunterstürzen, welche wiederum von tropischem Regenwald umgeben sind. Das tönt doch wie im Paradies, oder? Zum Glück gefallen diese Oasen den gefährlichen Krokodilen nicht und man kann die Pools für eine willkommene Erfrischung nutzen.
In der Stadt Darwin, welche offiziell in den Tropen liegt und Bali näher ist als Sydney, musste sich unser treues Fahrzeug dem Ölwechsel unterziehen. Wir besichtigten unterdessen die Stadt und genossen deren Annehmlichkeiten. Zwei schräge Anekdoten erlebten wir noch beim Einkaufen. Ein Typ spazierte mit seinem Leguan auf den Schultern durch das Lebensmittelgeschäft und ein Paar kaufte tatsächlich zusammen per Funkgerät ein. Man stelle sich das so vor: Sie steht vor dem WC-Papier-Regal und spricht in das Funkgerät: „Du Schatz, soll ich das Aktions-WC-Papier nehmen welches kratzt oder doch lieber das teurere Dreilagige?“ Er funkt zurück: „Hhmm, nimm das Dreilagige. Und was soll ich eher nehmen, Blumenkohl oder Broccoli?“
Darwin war dann auch der Ort, an welchem wir uns nach fast einem Monat gemeinsamen Reisen von unseren Weggefährten Chantal und David verabschiedeten. Nun sind wir wieder auf uns alleine gestellt – was für ein komisches Gefühl. Unsere Weiterreise führt uns ins 1‘500 Kilometer entfernte Alice Springs im roten Zentrum. Auf dem Weg werden wir noch einen Abstecher in den Kakadu Nationalpark machen und die lange Fahrt mit sonstigen Sehenswürdigkeiten verkürzen.
Liebe Grüsse
Andrea und Ueli
Die roten Klippen am Strand vom Cape
Leveque
Projekt Sandburg
Diese ist dann kurz nach der Fertigstellung der Flut zum Opfer gefallen
Ein Boab-Tree (Affenbrotbaum) der als
Gefängnis diente
Windjana Gorge
Süsswasserkrokodil
Abendstimmung bei der
Windjana Gorge
Crocodile Dundee ging wagemutig bei der
Wanderung durch den Tunnel Creek voraus
Schweizer Vierergespann
Im Tunnel Creek
Ueli
hat mit der Schlange gekämpft, sie erledigt und gehäutet (in seinen Träumen)
Termitenhügel
On
the Gibb River Road
Aussicht
über die Kimberleys-Gegend
Bell
Gorge
Galvans
Gorge
Flussüberquerung
bei der Manning Gorge
Das
Buschfeuer schnitt uns den Weg ab
Einsames
Buschcamping
Ein
waschechtes Buschtelefon
Flussüberquerungen
aller Art
Pentecost
River Crossing
Blick hinter die Kulissen
Emma
Gorge
Knorrige
Affenbrotbäume
Sonnenuntergang
im Purnululu Nationalpark
Bungle
Bungle Range
Cathedral
Gorge
Enchidna
Chasm
Ueli
ganz klein
Zebus
Buschfeuer
bzw. der Rauch davon
Eine
grosse Gottesanbeterin
Nein,
das ist kein Friedhof, das sind Termitenhügel
Florence
Falls im Litchfield Nationalpark
Wangi
Falls im Litchfield Nationalpark