Mittwoch, 17. Dezember 2014

Salzwüste, Vulkane, Weihnachtsguezli und viel Wasser

Von Sucre aus erreichten wir nach zehn Stunden Busfahrt durchs kahle Nichts die Wüstenstadt Uyuni. Schon von weitem sahen wir den Staub durch die Strassen fegen und das blendende Weiss von der Salzwüste. Von hier aus starten dreitätige Jeeptouren auf den grössten Salzsee der Welt sowie die umliegende Vulkangegend bis an die chilenische Grenze. Man hört so einiges von diesen Touren – und zwar abgesehen von der Landschaft nur Schlechtes. Spärliches Essen, verlumpte Unterkünfte, Jeeps in miserablen Zuständen und was wir am meisten befürchteten: betrunkene und unvorsichtige Fahrer. Es kam uns zu Gute, dass unsere Weggiser Kollegin Sylvia Büeler mit ihrem Kollegen Benno wenige Tage vor uns die gleiche Tour unternahm und von ihrer gewählten Agentur schwärmte. So war für uns schon schnell klar, dass wir auch mit der gleichen Unternehmung die Tour starten. Im Büro der Agentur haben wir Martina und Patrick aus Schaffhausen kennengelernt und kurzum beschlossen, die Tour gemeinsam durchzuziehen. Mit dabei waren auch noch zwei Amerikaner, die aus gesundheitlichen Gründen die Tour aber am zweiten Tag abbrechen mussten.
 
 
Die Jeeptour war dann ein Highlight der Extraklasse. Unser Fahrer entpuppte sich als die Ruhe in Person und topseriös. Die Unterkünfte waren ganz in Ordnung, besonders die erste Nacht, als wir in einem Salzhotel geschlafen haben. Vom Boden über die Wände bis zu den Möbeln war alles aus Salz. Auch über das Essen können wir nicht klagen. Durch den Ausfall der beiden Amerikaner hat’s jedem noch mehr gegeben. Die Landschaft in dieser Gegend ist gigantisch. Es fängt an beim 12‘000 km2 grossen Salzsee Salar de Uyuni, eine mehrere Meter dicke Schicht Salz. Im Moment ist der See ausgetrocknet, in der Regenzeit kann der Wasserstand bis zu 2 Meter erreichen. Mitten im See hat es verschiedene Inseln mit Kakteen. Diese werden bis zu 12 Meter hoch. Ein Kaktus wächst im Jahr 1 cm. Jetzt könnt ihr selber ausrechnen wie alt diese Pflanzen sind…. Auch die vielen farbigen Vulkane – der eine sogar aktiv –nach Schwefel stinkende Geysire und Lagunen in allen Farben mit vielen Flamingos sind eine Augenweide. Der höchste Punkt der Tour: satte 5‘000 Meter – und das ohne einen Berg zu besteigen! Last but not least hatten wir mit Martina und Patrick flotte Menschen gefunden, die auf unserer Wellenlänge ticken und unsere Reise unglaublich bereicherten. Während die Innerschweiz den Samichlaus jagte haben wir mit den beiden das Chlausfeeling mehr als kompensiert: wir haben gejasst, statt Kafischnaps gab‘s dann halt Wein und Bier und Ueli konnte endlich sein Schnupfdösli auspacken.
 
Irgendwo im Nirgendwo in dieser vulkanischen Gegend stand dann ein Häuschen, dass die bolivianische Grenze darstellte. Für den Ausreisestempel knöpften die Beamten von jedem Touristen Fr. 2.00 ab. Wir hatten uns bereits im Vorfeld bei der Migrationsbehörde informiert und wussten, dass wir offiziell nichts zahlen müssen. Patrick hat das denen auch ganz klar deutlich gemacht und relativ schnell haben sie dann aufgegeben, von uns (Schmier)Geld für den Ausreisestempel zu verlangen. Von den Amerikaner verlangen sie übrigens sogar Fr. 3.00.
 
Mit einem Shuttlebus wurden wir dann nach San Pedro de Atacama, unserem erstes Ziel in Chile, gebracht. Hier mussten wir wieder für den Einreisestempel anstehen und sogar das Gepäck wurde nach Früchten, Gemüse und sonstigen unerlaubten Sachen durchsucht. Sylvia hatte wieder vorgespurt für uns und so blieb uns die Suche nach einer Unterkunft erspart. Zusammen mit Martina und Patrick checkten wir im gleichen Hostel ein. Das Wiedersehen mit Silä war dann eine äusserst freudige Angelegenheit. Wir wussten lange nicht ob es klappt mit dem Treffen, umso grösser war die Wiedersehensfreude. Zu sechst verbrachten wir ein paar gemütliche Tage bei Sonnenschein und warmen Temperaturen in San Pedro de Atacama. Silä und Andrea – Teil einer fünfköpfigen, eingeschworenen Weihnachtsguezlibacktruppe – konnten es nicht lassen, die Adventszeit ohne Guezli vorbeiziehen zu lassen. Die Betty Bossi Rezepte waren schnell besorgt und ausser Vanillezucker konnten alle Zutaten aufgetrieben werden. Zum Glück wohnten wir in einem Hostel mit Küche inkl. Backofen und das Projekt „Weihnachtsguezli backen bei 30° C“ konnte starten. Backblech war keins vorhanden, daher diente das Gitter mit Backpapier (welches man in der Papeterie kaufen muss) zum Backen im Gasofen. Waage gab‘s auch keine, dafür verschiedenen Schäleli um Mehl und Zucker irgendwie abzumessen. Ausgewallt wurde mit einem Trinkglas und für das Formen der Mailänderli waltete die Kreativität. Vom Einkaufen übers teigen bis zum Aufräumen haben die Bäckerinnen fünf Stunden gebraucht. Alle beäugten neidisch die Spitzbuben und Mailänderli. Und das grösste Kompliment kam vom Bäcker Ueli: Noch nie habe er solch gute Mailänderli gegessen….
 
Die restliche Zeit in San Pedro verbrachten wir mit verschiedenen Unternehmungen mit unseren Schweizer Freunden. Mit dem Velo sind wir zu einer Salzlagune gefahren die einen so hohen Salzgehalt aufweist, dass man sich einfach treiben lassen kann. Nur das Wasser war etwas kälter als in den Schweizer „Floating-Bädern“. Weiter machten wir einen Ausflug ins Valle de la Luna, eine Gegend in der Atacama-Wüste, die den Namen dem ähnlichen Aussehen wie der Mondlandschaft verdankt. Bei einer mitternächtlichen Sternentour haben wir Galaxien, Zwillingssterne, junge Sterne, den Jupiter und den Mond genauer beobachtet. Schweres Herzen haben wir uns von Silä und Benno sowie von Martina und Patrick verabschiedet. Unsere Reisewege haben sich vorläufig getrennt. Aber wir werden uns wieder sehen. :-)
 
Nach vier Nächten in San Pedro de Atacama reisten wir mit dem Bus weiter nach Salta im nördlichen Argentinien. Gleichzeitig haben wir damit nach rund fünf Wochen (exkl. einer Woche im Dschungel) die 2‘500er Höhengrenze verlassen. Leider war das Wetter in Salta nicht wirklich berauschend und wir haben die geplante Automiete und Erkundung der Gegend sein gelassen. In Argentinien, wo das Fleisch quasi an den Bäumen wächst und der Wein in den Bächen fliesst, dinierten wir erstmals in einem typischen Grillrestaurant. Die Karte bot so viele Fleischgerichte das wir keinen Plan hatten was was ist. Das erste Wort das wir von der Speisekarte mit dem Dix übersetzten war „Magen“. Da wir beide keine Lust auf Hirn, Nieren oder anderes Eingeweide hatten deuteten wir dem Kellner auf ein Fleisch vom Nachbartisch das uns gefiel um zu fragen, was dies sei. Er hat es sich dann kurzerhand zur Aufgabe gemacht, mit jedem Teller, der er einem Gast brachte, an unserem Tisch vorbei zu laufen, zu präsentieren und zu sagen was es sei. Wir entschieden uns dann für ein Stück Fleisch das so zart war, dass der Kellner es mit dem Löffel halbierte. Für was braucht’s denn dann noch die Victorinox?
 
Von Salta aus reisten wir 24 Stunden mit dem Bus (jaaaaaaaaaa das war echt lange rumsitzen!) nach Iguazu zu den weltberühmten Wasserfällen und wo die Länder Paraguay, Brasilien und Argentinien zusammenkommen. Hier haben wir unsere österreichischen Reisefreunde Sabine und Gernot widererwartet getroffen und mit ihnen ausgiebig die argentinische Seite der Iguazu-Fäller erkundet sowie die vielfältige Tierwelt bestaunt. Ueli hat sich einmal mehr als unglaublich guter Tierentdecker bewiesen. Auch der brasilianischen Seite statteten wir einen Besuch ab und haben nun einen Stempel mehr im Pass. Das Wetter hier ist recht tropisch. Warm und feucht – zum Glück hält der argentinisch Moskitospray was er verspricht. Als wir nach der Erkundungstour zurück ins Hostelzimmer kamen traf Andrea fast der Schlag. Eine tote Kakerlake im Zimmer! Aber es blieb nicht nur bei einer, nein, zwei drei vier…. In Panik ist Andrea auf’s Bett gesprungen und hat Ueli beauftragt, diese unangenehme Situation zu regeln. Mit Hilfe des Hostelangestellten wurden schlussendlich ungefähr 15 tote Kakerlaken zusammengewischt. Scheinbar war heute im Hostel der Kammerjäger unterwegs und die Viecher sind alle in unser Zimmer geflüchtet, wo sie dann trotzdem „abgemurgst“ sind. Zum Glück waren wir zu diesem Zeitpunkt nicht im Hostel, Andrea hätte wohl einen Herzinfarkt ab dieser Kakerlaken-Invasion bekommen…
 
So, nun wünschen wir allen von Herzen eine kalte, weisse, stimmungsvolle und frohe Weihnachtszeit.
 
Andrea und Ueli
 

Zugfriedhof in Uyuni
 
Hoch hinaus
 

 
Turnen auf einem Salzhügel
 
Quellen in der Salzwüste
 
Ueli reitet stehend das Lama
 
Kaktusinsel in der Salar de Uyuni
 
1.68 m vs. ca. 5.5 m
 
Die Kakteen werden bis zu 12 m hoch
 
Salz soweit das Auge reicht
 
Verkehrte Welt
 
Sechskantige Musterungen die aussehen wie Plättli
 
Höhle auf einer Insel in der Salzwüste
 
im Salzhotel
 
ein farbenprächtiger und windiger Sonnenuntergang
 
mit Martina und Patrick
 
eine fantastische Gegend voller Vulkane
 
dieser ist sogar aktiv
 
 
eine der unzähligen Lagunen mit Flamingos
 
Ob dies die Flamingos verstehen?
 
 
Steinbaum
 
Laguna Colorada
 
 
Dampfende Geysire...
 
...begleitet von einem unangenehmen Schwefelgeruch.
 
Wie gemalt!
 
Frühmorgens in den 30° C warmen Hotsprings auf 4'200 Meter
 
Laguna Verde auf 5'000 Meter
 
in der Laguna Blanca spiegeln sich die Vulkane
 
ein Umzug an Maria Empfängnis in San Pedro de Atacama
 
total entspannt am floaten
 
da kann man sich dabei auf den neusten Stand von Klatsch und Tratsch bringen
 
ein Schnüpfchen an der Salzlagune
 
im Valle de la Luna
 
die Aussicht auf's Valle de la Luna
 
  
Gemütliches Frühstück in einer netten Schweizerrunde
 
chilenische Mailänderli
 
chilenische Spitzbuben
 
kurzärmlig und mit der Sonnenbrille Weihnachtsguezli gebacken
 
Sternenobservatorium
 
Der alt bekannte Mond
 
Steak und Rotwein in Argentinien
 
Der Musikverein von Salta gibt ein Platzkonzert
 
Und die alten Frauen tanzen für einmal ohne Gehhilfe
 
bei den Iguazu-Wasserfällen
 
 80 Meter hoch sind die Fälle
 
Ganz nah dran
 
Stabschrecke
 
Schmetterling Nr. 88
 
freche Affen
 
 
unterwegs mit Sabine und Gernot
 
Echsen in verschiedenen Grössen
 
eine gelbe Raupe mit Schnautz
 
hübscher Vogel
 
diese Schlange frisst grad einen Frosch
 
die Waschbären sind unglaublich frech
 
Die Fälle von der brasilianischen Seite
 
insgesamt gibt es 275 verschiedene Fälle
 
 
komplett nass
 

1 Kommentar:

  1. Hallo ihr zwei Reisefreudige,

    Es ist immer toll eure Beiträge zu lesen und eure Fotos sind der hammer.
    Man spürt richtig, dass ihr die Reise in vollen Zügen geniesst. :)
    Vielleicht könnt ihr euch noch erinnern, an Grosi's Geburi waren Markus und ich richtig fasziniert von euren Reiseplänen. Nun... wir machen nun unsere Träume auch wahr. Wir gehen auf Weltreise und Mitte Januar geht es los. Wir starten in Neuseeland, gefolgt von Australien, Japan, Vietnam und Kambodscha/Thailand.
    Eure nächste Station ist doch Neuseeland und Australien. Oder? Vielleicht kreuzen sich ja unsere Wege. Wan seid ihr wo?
    Viele liebe Grüsse aus der richtig toll verschneiten Schweiz.
    Patricia

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