Montag, 15. Juni 2015

Ein Highway der besonderen Art und Regenfrust

Um von Alice Springs – im Zentrum von Australien  – ins 2‘000 Kilometer entfernte Cairns – an der nördlichen Ostküste – zu gelangen blieben uns also vier Tage Zeit. Bevor wir jedoch loslegten mit der Fahrt schoben wir noch einen halben Tag auf einem Edelstein-Feld ein. Dort suchten wir mit Schaufel und Pickel nach wertvollen Zirkonen. Wir wurden sogar fündig, müssen aber trotzdem zurück in die Schweiz kommen und weiterhin Batzeli verdienen.
 
Für die Fahrt nach Cairns entschieden wir uns, die 800 Kilometer lange Abkürzung über den Sandover Highway zu nehmen. Vor allem dem ersten Teil des Strassennamens – also Sandover – macht die Strecke seinem Namen alle Ehre. Die 800 Kilometer sind reine Sand-, Stein- und Wellblechpiste. Unter dem zweiten Teil des Strassennamens – also Highway – hat sich zumindest Andrea bisher immer eine zehnspurige, asphaltierte Strasse vorgestellt. Für uns war die Strecke nochmals ein Outback-Abendteuer und wir haben die Freiheit und Einsamkeit nochmals richtig genossen. Am Abend erfreuten wir uns an dem übersäten Sternenhimmel, beobachteten die Milchstrasse und Sternschnuppen, Ueli entfachte ein Feuer und alles was man in der Nacht hörte war Stille. In den 1 ½ Tagen auf dem Sandover Highway sind uns lediglich eine Handvoll intakte Autos begegnet. All die verrosteten, ausgebrannten, überschlagenen und geplünderten Unfallfahrzeuge am Strassenrand haben wir nicht gezählt. Wir überholten unterwegs eine stehengebliebene Aborigine-Familie in ihrem Auto. Das Benzin ist ihnen ausgegangen. Wir haben sie mit Wasser versorgt und im 50 Kilometer entfernten Dorf ein Clanmitglied informiert. Dort wurde unsere Meldung und die Bitte, man möge der Familie helfen, mit einem Schulternzucken registriert. Eindrücklich war es auch, die landschaftliche Veränderung auf den 800 Kilometern zu verfolgen. Von der anfänglichen, von Aborigines besiedelten, Buschlandschaft ging es in unendlich weite und flache Weidefelder von riesigen Rinderfarmen über. Bei diesen stehen sogar kleine Helikopter auf dem Vorplatz! Zurück auf der Teerstrasse waren es noch 1‘200 Kilometer bis ans Ziel, die wir in zwei Tagen zurücklegten. Wir griffen auf unser bewährtes Fahrsystem zurück. Alle 100 Kilometer war Fahrerwechsel angesagt.
 
An der Ostküste angekommen fühlten wir uns nach zwei Monaten im Outback in einer völlig anderen Welt. Saftig grüne Wiesen, wohl gerundete Milchkühe, Ampeln, mehrspurige Strasse (da hatte Andrea ihren Highway), Werbung in Hülle und Fülle, alle 10 Kilometer ein McDonalds – und selbstverständlich Regen. Es scheint eine Verschwörung gegen uns zu sein, denn zu 80% ist das Wetter schlecht wenn wir am Meer sind. Dabei wollten wir doch so gerne beim berühmten Great Barrier Reef schnorcheln, baden, sünnele, relaxen und Ferien machen. Tja, weit gefehlt. Wie eigentlich schon seit Februar spielt das Wetter an der australischen Ostküste verrückt. Eigentlich ist jetzt Trockenzeit, tagtäglich sollte strahlender Sonnenschein sein. Doch stattdessen haben wir tagtäglich prasselnden Regen – vielen Dank „El Niño“.
 
In Cairns besuchen wir den ehemaligen Weggiser Bruno Arnold, der vor 20 Jahren mit seiner Familie nach Australien ausgewandert ist. Einmal mehr werden wir herzlichst willkommen geheissen und verwöhnt, obwohl wir uns noch nie begegnet sind. Wir haben zwei wunderbare Tage in netter Gesellschaft verbracht und uns nach einem Schieber, der die Frauen für sich entschieden, wieder verabschiedet.
 
Mit aufgefüllten Akkus, gewaschenen Kleidern und frisch geduscht erkundeten wir die nachfolgenden Tage die Umgebung von Cairns. Die paradiesischen Strände nördlich von Cairns haben wir links liegen gelassen und uns dem Regenwald zugewendet. Bei der Regenwaldwanderung in der Mossman Gorge wurden wir dank dem kompakten Blätterdach trotz Regen kaum nass. Die Fahrt durch das Hochplateau „Atherton Tablelands“ wurde dann vor allem ein vielfältiger Gaumenschmaus. Bananen-, Kaffee- und Teeplantagen, Zuckerrohrfelder und viele Gärten mit Gemüse und exotischen Früchten reihen sich aneinander. An einem Gemüse- und Früchtemarkt deckten wir uns mit allerlei aussergewöhnlichen Früchten ein. Wie man diese isst müssen wir zuerst noch herausfinden. In einer Kaffee- und Schokoladenfabrik haben wir sämtliche angebotene Produkte degustiert. Ueli wollte schon lange wieder einmal ins Kino und so kam es gerade gelegen, dass in der Gegend ein Autokino stattfand. So fuhren wir also mit unserem Camper rein, waren froh, dass es für einmal nicht regnete (wie mühsam, wenn wir den quietschenden Scheibenwischer hätten laufen lassen müssen) und haben gerade im Autokino übernachtet.
 
Nach der Erkundung der Gegend rund um Cairns nehmen wir nun Kurs in Richtung Süden und hoffen, dass wir irgendwo auf dem Weg die Sonne finden.
 
Liebe Grüsse
Andrea und Ueli
 
Mit Schaufel und Pickel auf der Suche nach dem Edelstein Zirkon

Prüferischer Blick ob ein Stein verdächtig glitzert

Adler

Fahrt durch die Weiten des Outbacks

 

Rinderfarm

Outdoor-Dusche

Sandover Highway

ein rotes Riesekänguru

Dies sind zwei der Gründe...

...wieso wir das Outback so sehr mögen!

Road Trains für Viehtransporte

Spitze Termitenhügel entlang des Savannah Highways
 
Intensive Camperwäsche
 
Besuch bei Bruno, Vivien und Vreni Arnold in Cairns
 
Palm Cove Beach nördlich von Cairns
 
Buschhuhn
 
Regenwaldwanderung bei der Mossman Gorge
 
 
 
 
 
Ein Schlangenbrot-Baum
 
Zuckerrohr-Felder
 
 
Eine 500 Jahre alte Würgefeige
 
Die Luftwurzeln sehen wie ein Vorhang aus
 
Teeplantage
 
Bananenplantage (Die Früchte sind in Säcke eingepackt um sie vor dem Befall der Fruchtfliege zu schützen. Die verschieden farbigen Säcke zeigen den Reifezustand an.)
 

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