Um von Alice Springs – im Zentrum von Australien – ins 2‘000 Kilometer entfernte Cairns – an
der nördlichen Ostküste – zu gelangen blieben uns also vier Tage Zeit. Bevor
wir jedoch loslegten mit der Fahrt schoben wir noch einen halben Tag auf einem
Edelstein-Feld ein. Dort suchten wir mit Schaufel und Pickel nach wertvollen
Zirkonen. Wir wurden sogar fündig, müssen aber trotzdem zurück in die Schweiz
kommen und weiterhin Batzeli verdienen.
Für die Fahrt nach Cairns entschieden wir uns, die 800 Kilometer lange
Abkürzung über den Sandover Highway zu nehmen. Vor allem dem ersten Teil des
Strassennamens – also Sandover – macht die Strecke seinem Namen alle Ehre. Die
800 Kilometer sind reine Sand-, Stein- und Wellblechpiste. Unter dem zweiten
Teil des Strassennamens – also Highway – hat sich zumindest Andrea bisher immer
eine zehnspurige, asphaltierte Strasse vorgestellt. Für uns war die Strecke
nochmals ein Outback-Abendteuer und wir haben die Freiheit und Einsamkeit
nochmals richtig genossen. Am Abend erfreuten wir uns an dem übersäten
Sternenhimmel, beobachteten die Milchstrasse und Sternschnuppen, Ueli entfachte
ein Feuer und alles was man in der Nacht hörte war Stille. In den 1 ½ Tagen auf
dem Sandover Highway sind uns lediglich eine Handvoll intakte Autos begegnet.
All die verrosteten, ausgebrannten, überschlagenen und geplünderten
Unfallfahrzeuge am Strassenrand haben wir nicht gezählt. Wir überholten
unterwegs eine stehengebliebene Aborigine-Familie in ihrem Auto. Das Benzin ist
ihnen ausgegangen. Wir haben sie mit Wasser versorgt und im 50 Kilometer
entfernten Dorf ein Clanmitglied informiert. Dort wurde unsere Meldung und die
Bitte, man möge der Familie helfen, mit einem Schulternzucken registriert. Eindrücklich
war es auch, die landschaftliche Veränderung auf den 800 Kilometern zu
verfolgen. Von der anfänglichen, von Aborigines besiedelten, Buschlandschaft
ging es in unendlich weite und flache Weidefelder von riesigen Rinderfarmen
über. Bei diesen stehen sogar kleine Helikopter auf dem Vorplatz! Zurück auf
der Teerstrasse waren es noch 1‘200 Kilometer bis ans Ziel, die wir in zwei
Tagen zurücklegten. Wir griffen auf unser bewährtes Fahrsystem zurück. Alle 100
Kilometer war Fahrerwechsel angesagt.
An der Ostküste angekommen fühlten wir uns nach zwei Monaten im Outback
in einer völlig anderen Welt. Saftig grüne Wiesen, wohl gerundete Milchkühe, Ampeln,
mehrspurige Strasse (da hatte Andrea ihren Highway), Werbung in Hülle und
Fülle, alle 10 Kilometer ein McDonalds – und selbstverständlich Regen. Es
scheint eine Verschwörung gegen uns zu sein, denn zu 80% ist das Wetter
schlecht wenn wir am Meer sind. Dabei wollten wir doch so gerne beim berühmten
Great Barrier Reef schnorcheln, baden, sünnele, relaxen und Ferien machen. Tja,
weit gefehlt. Wie eigentlich schon seit Februar spielt das Wetter an der
australischen Ostküste verrückt. Eigentlich ist jetzt Trockenzeit, tagtäglich
sollte strahlender Sonnenschein sein. Doch stattdessen haben wir tagtäglich
prasselnden Regen – vielen Dank „El Niño“.
In Cairns besuchen wir den ehemaligen Weggiser Bruno Arnold, der vor 20
Jahren mit seiner Familie nach Australien ausgewandert ist. Einmal mehr werden
wir herzlichst willkommen geheissen und verwöhnt, obwohl wir uns noch nie
begegnet sind. Wir haben zwei wunderbare Tage in netter Gesellschaft verbracht
und uns nach einem Schieber, der die Frauen für sich entschieden, wieder
verabschiedet.
Mit aufgefüllten Akkus, gewaschenen Kleidern und frisch geduscht
erkundeten wir die nachfolgenden Tage die Umgebung von Cairns. Die
paradiesischen Strände nördlich von Cairns haben wir links liegen gelassen und
uns dem Regenwald zugewendet. Bei der Regenwaldwanderung in der Mossman Gorge
wurden wir dank dem kompakten Blätterdach trotz Regen kaum nass. Die Fahrt
durch das Hochplateau „Atherton Tablelands“ wurde dann vor allem ein
vielfältiger Gaumenschmaus. Bananen-, Kaffee- und Teeplantagen,
Zuckerrohrfelder und viele Gärten mit Gemüse und exotischen Früchten reihen
sich aneinander. An einem Gemüse- und Früchtemarkt deckten wir uns mit allerlei
aussergewöhnlichen Früchten ein. Wie man diese isst müssen wir zuerst noch
herausfinden. In einer Kaffee- und Schokoladenfabrik haben wir sämtliche
angebotene Produkte degustiert. Ueli wollte schon lange wieder einmal ins Kino
und so kam es gerade gelegen, dass in der Gegend ein Autokino stattfand. So
fuhren wir also mit unserem Camper rein, waren froh, dass es für einmal nicht
regnete (wie mühsam, wenn wir den quietschenden Scheibenwischer hätten laufen
lassen müssen) und haben gerade im Autokino übernachtet.
Nach der Erkundung der Gegend rund um Cairns nehmen wir nun Kurs in
Richtung Süden und hoffen, dass wir irgendwo auf dem Weg die Sonne finden.
Liebe Grüsse
Andrea und Ueli
Mit Schaufel und Pickel auf der Suche nach dem Edelstein Zirkon
Prüferischer Blick ob ein Stein verdächtig glitzert
Adler
Fahrt durch die Weiten des Outbacks
Rinderfarm
Outdoor-Dusche
Sandover Highway
ein rotes Riesekänguru
Dies sind zwei der Gründe...
...wieso wir das Outback so sehr mögen!
Road Trains für Viehtransporte
Spitze Termitenhügel entlang des Savannah Highways
Intensive Camperwäsche
Besuch bei Bruno, Vivien und Vreni Arnold in Cairns
Palm Cove Beach nördlich von Cairns
Buschhuhn
Regenwaldwanderung bei der Mossman Gorge
Ein Schlangenbrot-Baum
Zuckerrohr-Felder
Eine 500 Jahre alte Würgefeige
Die Luftwurzeln sehen wie ein Vorhang aus
Teeplantage
Bananenplantage (Die Früchte sind in Säcke eingepackt um sie vor dem Befall der Fruchtfliege zu schützen. Die verschieden farbigen Säcke zeigen den Reifezustand an.)
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