Das tropische Top End des Northern Territory ist geprägt von
Sumpfgebieten, welche von unterschiedlichen Vögeln, gefährlichen Krokodilen und
blutgierigen Mücken besiedelt sind. Die Krokodile bestaunten wir bei einer
„Jumping Crocodile“ Tour auf dem Adelaide River aus nächster Nähe. Mit ihren
kräftigen Schwänzen können sich die Reptilien aus dem Wasser heraus
katapultieren, um ihre Beute zu erfassen. Nebst den springenden Krokodilen
sahen wir auf der Tour auch ein mit Krokodileiern gefülltes Nest sowie bereits
geschlüpfte, drei Wochen alte Mini-Krokis. Die Sumpfgebiete sind durchzogen von
verschiedenen Dämmen. Einer davon, der Fogg Dam, kann mit dem Auto befahren
werden. Darüber zu laufen ist verboten, da sich am Strassenrand ab und zu
Krokodile sonnen oder diese auch vom Wasser aus Fussgänger attackieren können.
Wir kamen uns vor wie auf einer kleinen Safari, da wir die Tiere vom Auto aus
beobachten konnten. Auf der Rückfahrt über den Damm waren wir froh sassen wir
im sicheren Auto, lag doch tatsächlich ein Krokodil am Strassenrand.
Im Kakadu Nationalpark erklommen wir den Gunlom Wasserfall, machten
einige andere Wanderungen und versuchten dabei, die Felsmalereien der
Aborigines zu deuten. Bei den Yellow-Water-Sümpfen nahmen wir zu Sonnenaufgang
an einer Bootstour teil. Wir genossen die besondere Morgenstimmung auf dem
Fluss, das anschliessende reichhaltige Frühstücksbuffet sowie das Schweizer
Gipfeltreffen. Beim Schweizer Gipfeltreffen handelte es sich um eine zufällige
Zusammenkunft am Frühstücksbuffet mit zwei anderen Paaren (1x Bern und 1x
Obwalden), die wir auf unserer Reise schon vor längerem einmal angetroffen,
seither aber nie mehr gesehen hatten. Wir wussten einander viel zu erzählen und
niemand hatte wirklich Lust aufzubrechen. Das Mittagsbuffet war bereits wieder
abgebaut bis wir uns trennen konnten und alle wieder in verschiedene
Himmelsrichtungen verstoben. Eines Abends entdeckte Andrea im Schein der
Taschenlampe glitzernde Punkte am Boden. Sie war ganz entzückt ab den vermeintlichen
Käfern, welche sich bei näherem Hinsehen als Spinnenaugen entpuppten. Das
Gekreisch könnt ihr euch ja vorstellen...
So schnell wie möglich wollten wir die fiesen Mücken und die klebrige,
schwüle Luft hinter uns lassen und fuhren dazu auf dem Stuart Highway ins über
1‘000 Kilometer entfernte Red Centre, dem Herz des Kontinentes. Unterwegs
machten wir einige Abstecher um die langweilige Fahrt – abgesehen von toten,
aufgedunsenen Kühen am Strassenrand – etwas aufzupeppen. So unternahmen wir bei
den Edith Falls eine Wanderung und erfrischten uns in den kühlen Wasserlöchern
oder schnorchelten durch den 34° C warmen, palmengesäumten, glasklaren
Thermalfluss Bitter Springs. Einen weiteren Halt machten wir beim berühmten
Daly Water Pup. Die Kneipe soll die älteste im Northern Territory sein. Früher
pinnten Schafscherer Geldscheine mit ihren Namen an die Wand, um sicher zu
gehen, dass sie sich beim nächsten Besuch einen Drink leisten können. Heute
folgen Reisende aus aller Welt der Tradition und hinterlassen Fotos, Visitenkarten,
Geldscheinen, BH’s, Nummernschilder und aller möglicher Krimskrams. Auch am Stuart
Highway befinden sich die Devil’s Marbles, rote runde Felsbrocken, die zu
gefährlich wackeligen Haufen aufgetürmt sind. Obwohl auf dem Stuart Highway
teilweise „Open Speed Limit“ gilt (jeder darf so schnell fahren wie er
verantworten kann), sind wir unseren gemütlichen 90 km/h treu geblieben. So
können wir die vorbeiziehende Landschaft geniessen, nach Tieren ausschauhalten
und viele Liter Diesel einsparen.
In Alice Springs, dem grössten Ort in Zentralaustralien, machten wir
nur einen kurzen Halt, um wieder Diesel, Wasser und Essen aufzufüllen. Vor der
australischen Migros trafen wir per Zufall wieder die Obwaldner von der
Bootstour an. Und während wir auf dem Parkplatz vor dem Laden redeten und
redeten spazierten doch tatsächlich noch die zwei Berner vorbei. Und da soll
mal einer sagen, Australien sei gross! Der Gipfel des Eisbergs (oder eher des
Ulurus) war dann erreicht, als wir auch noch unsere Ausserschwyzer Reisefreunde
Chantal und David antrafen.
Begleitet von einem spektakulären Sonnenuntergang fuhren wir noch am
gleichen Abend wieder ins Outback. Unser erstes Ziel war die West MacDonnell
Ranges. Dort unternahmen wir am nächsten Tag mehrere Wanderungen. Besonders
gefallen hat uns die Rundwanderung bei der majestätischen Ormiston Gorge, wo
wir von rot leuchtenden Felsen umgeben waren. Bei der Glen Helen Gorge trafen wir
wieder auf Chantal und David und wir unterbreiteten den beiden eine Idee, die
uns in den Finger juckte. Im Red Centre gibt es den 4WD Finke River Track. Er
gehört zu den anspruchsvolleren 4x4-Tracks und es wird empfohlen, diesen im
Konvoi zu fahren. Steckenbleiben gehört zum Abenteuer und vorzugsweise sollte
man mit einem zweiten Auto unterwegs sein, um in brenzligen Situationen einander
helfen zu können. Der Ranger meinte auf unsere Frage, wie den der Track sei:
„It’s a lot of fun!“. So brauchte es nicht viel Überredungskunst und wir
schlossen uns wieder zum eingespielten Vierergespann zusammen. Nach dem Sprint
zur vielfarbigen Redbank Gorge fuhren wir im Konvoi bis ins Palm Valley. Die
Zufahrt war sehr steinig, sandig und somit ruckelig. Für die 19 Kilometer lange
Strecke von der Hauptstrasse bis zum Campground brauchten wir 45 Minuten. Es
sollte aber noch deftiger kommen… Am nächsten Morgen wollten Ueli und Andrea
noch die Wanderung im Palm Valley machen. Dazu mussten wir noch vier Kilometer
mit dem Camper zum Ausgangspunkt der Wanderung fahren. Und für diese kurze
Strecke benötigten wir sensationelle 30 Minuten – one way versteht sich. Die
„Strasse“ (es war eher ein Alpweg) führte über grosse Steine und Felsabsätze. Wir
waren äusserst froh um die hohe Bodenfreiheit, den Allrad sowie den Kriechgang.
Total durchgeschüttelt spazierten wir durch das mit Marienpalmen gesäumte Tal.
Diese Palmen wachsen sonst nirgendwo auf der Welt und wir fühlten uns wie in
einer Oase. Wieder zurück beim Campground rumpelten wir die restlichen 19
Kilometer zurück zur Hauptstrasse. Von dort startet der Finke River 4WD Track
durch den gleichnamigen Nationalpark mit seiner urzeitlichen Landschaft. Der
100 Kilometer lange Track führt entlang des sandigen, steinigen Finke-River Betts.
Der Allrad war schon nach den ersten Kilometern in Betrieb und es ging nicht
lange und unser Camper blieb im weichen Sand stecken. Doch dank Luft aus den
Pneus lassen kamen wir schnell wieder weiter. So schüttelten und rüttelten wir
dahin, bis wir nach rund 45 Kilometer und vier Stunden Fahrt genug hatten und
mitten im Flussbett unser Nachtlager einrichteten, ein grosses Feuer entfachten
und Marshmellow‘s mit Chantal‘s Teleskopgabeln brätelten. Als es dann in der
Nacht blitzte, donnerte und regnete hatte vor allem der weibliche Teil unserer
Reisegruppe schlaflose Momente, da sie befürchteten, jederzeit von den
Wassermassen weggeschwemmt zu werden. Die Angst blieb zum Glück unbegründet und
so absolvierten wir am nächsten Tag die verbleibenden 55 Kilometer vom Track.
Wegen dem nächtlichen Regen war der Pfad teilweise schlammig und glich eher
einer Motocross-Strecke. Chantal und David blieb dann prompt im Morast stecken.
Doch auch hier reichte das Ablassen von Luft aus den Pneus und wir erreichten
wohlbehalten und ohne Schaden die ordentliche Strasse. Hier hiess es wieder
Pneus aufpumpen, bevor wir in Richtung Kings Canyon fuhren. Der 4WD Track war
ein unvergessliches Abenteuer. Wir fuhren ungefähr mit einer
Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 km/h und der Dieselverbrauch war doppelt so
hoch wie normal.
Immer noch in Begleitung von Chantal und David erkundeten wir während
der nächsten drei Tage die landschaftlichen Höhepunkte vom Red Centre. Beim
Kings Canyon wanderten wir beim „Rim Walk“ entlang des gähnenden Abgrundes. Der
Ausblick auf die 270 m tiefen, mit allen Farben durchzogenen Felswände war
spektakulär. Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang erkundeten wir am nächsten Tag
den weltbekannten Uluru, auch bekannt als Ayers Rock. Wenn die Sonne beim Auf-
oder Untergang den Felsen anscheint und dieser seine Farben wechselt ist das
ein magischer Moment. Auch wenn es nur ein riesiger Stein inmitten der flachen
Landschaft ist, so war es schon ein besonderer Augenblick, vor dem
beeindruckenden Monolithen zu stehen bzw. um ihn herum zu laufen. Wir nahmen
noch an einem geführten Ranger-Spaziergang teil und erfuhren allerhand
interessantes zur Spiritualität und Lebensweise der hiesigen Aborigines. Die 36
kuppelförmigen, eng beisammen stehenden Felsen Kata Tjuta (Olgas) erkundeten
wir bei der Wanderung „Valley of the Winds“. Der Weg führte uns durch die
Schluchten, ermöglichten wundervolle Ausblicke auf die surrealen Felsendome und
führte über unterschiedlichste Terrains. Nach der Wanderung war einmal mehr der
Moment gekommen, wo wir uns von Chantal und David verabschiedeten. Die beiden
überraschten uns noch mit einem frechen Plakat auf dem Camper (siehe Foto).
Nach dieser fünftägigen Rundtour im wunderschönen Red Centre fuhren wir
wieder retour nach Alice Springs. 100 Kilometer vor der Stadt ging die Sonne
unter und wir beschlossen, bei einem Roadhouse zu übernachten und unser Znacht
zu kochen. Älplermagronen soll es geben. Die Kartoffeln und die Zwiebeln waren
geschält und geschnitten, das Wasser in der Pfanne. Und dann ging doch
tatsächlich das Gas aus. So haben wir halt die rohen Zutaten wieder verpackt
und uns kurzerhand im Roadhouse mit einem Krokodilburger verpflegt. Im
Roadhouse (die als Haustier übrigens eine Schlagen haben) kommt spät Abend Hunz
und Kunz zusammen: Touristen, australische Nomaden (viele Australier vermieten
nach der Pension ihr Haus, investieren ihr Geld in einen grossen Camper oder
Wohnwagen und ziehen für mehrere Jahre durch Australien), Lastwagenfahrer und
Strassenarbeiter.
Mit den letzten Tropfen Diesel kamen wir in Alice Springs an und
wollten wir wieder einmal auf einen Campingplatz gehen. Richtig duschen, alle
Akkus laden, Kleider waschen, Blog schreiben. Nur haben wir aber nicht die
Rechnung mit dem genau an diesem Wochenende stattfinden Race gemacht. Ganz
Alice Springs war ausgebucht! Wir kamen dann doch noch zu einem Schlafplätzchen
und mussten uns halt etwas umorganisieren. Kleider waschen mussten wir in der
öffentlichen Wäscherei und fürs Blog schreiben und Akku laden nisteten wir uns in
der öffentlichen Bibliothek ein. Flexibel muss man sein – oder wie die
Australier zu allem sagen: No worries!
Alice Springs bietet einige interessante Aktivitäten. So besuchten wir
die School of Air, die Royal Flying Doctor Service Base, das Reptiliencenter
und einen Didgeridoo-Workshop. Die School of Air ist eine australische Schule
der besonderen Art. Aus drei Studios werden Kinder im Outback zwischen 4 ½ bis
14 Jahre via Satelliten-Breitbandinternet und Webcams unterrichtet. Täglich
nehmen die Schüler eine bis zwei Stunden am virtuellen Unterricht teil, den
Rest erarbeiten sie zu Hause im dafür eingerichteten Schulzimmer, zusammen mit
einem Hauslehrer oder Elternteil. Aktuell sind 122 Kinder an der Schule
eingeschrieben und sie leben zwischen 80 bis 1‘000 Kilometer von Alice Springs
entfernt. Die Eltern sind oftmals Farmer, Roadhouse-Besitzer, Ranger in
Nationalpärken oder Dorfpolizisten von abgelegenen Siedlungen ohne Schule. Die School
of Air in Alice Springs deckt ein Gebiet von 1,3 Mio. km2 ab, was
zehnmal so gross ist wie England. Elf Lehrpersonen sind aktuell für das
weltweit grösste Klassenzimmer tätig. Es war äusserst spannend, einen Einblick
in eine Livesendung zu erhalten und ein bisschen vom Outback-Schulalltag mitzubekommen.
Der Royal Flying Doctor Service kann mit der schweizerischen Rega verglichen
werden. 63 PC-12 Maschinen aus der Werkstatt der Pilatus Flugwerke garantieren
medizinische Versorgung in weit abgelegene Outback-Gebiete. Im Reptiliencenter
gingen wir auf Tuchfühlung mit Schlangen und Echsen und konnte noch jene Spezies
anschauen, die wir in der Wildnis bisher verpassten.
Nun bleiben uns noch vier Tage, um die 2‘000 Kilometer nach Cairns an
der nördlichen Ostküste zurückzulegen. Dort tauschen wir unseren 4WD Bushcamper
gegen ein normales Campingbüssli und düsen für die letzten (ach herrje) 2 ½
Wochen entlang der Küste nach Brisbane.
Liebe Grüsse
Andrea und Ueli
Strassen im Northern Territory
Eine handgrosse Golden Orb Spider
Die Idylle vom Adelaide River trügt
Hungrige Krokodile lauern im Fluss
Um an ein Stück Fleisch zu kommen machen sie hohe Sprünge aus dem Wasser
Krokodil auf dem Fogg Dam
Dieser Vogel hat so lange Zehen, dass er gemütlich von Wasserlilienblatt zu Wasserlilienblatt spazieren kann
Eine Herde Wasserbüffel
Rock-Wallaby (Felskänguru)
Felsmalereien der Aborigines in Ubirr im Kakadu Nationalpark
Aussicht auf die Überflutungsebene in Ubirr
Bootsfahrt zum Sonnenaufgang bei den Yellow Water Sümpfen
Seeadler
Die Federn dieses Vogels sind nicht wasserresistent und daher muss er sich an der Sonne trocknen lassen
Ein Krokodil auf der Suche nach dem Frühstück
Felsmalereien bei Nourlangie im Kakadu Nationalpark
Termitenhügel
Am Morgen früh ganz alleine beim Gunlom Wasserfall
Ausblick vom oben
Edith Falls
Erfrischende Badepools
Daly Waters Pup
Outbackstimmung
Devil's Marbles
Abendstimmung "on the road"
West MacDonnell Ranges
Sonnenuntergang auf der Fahrt von Alice Springs ins Outback
Wanderung bei der Ormiston Gorge
zündrote Felsen in der Schlucht
Ormiston Gorge
Landschaft im Red Centre
vielfarbige Redbank Gorge
Palm Valley
Die "Strasse" dorthin war eine reine Rüttelfahrt
wilde Pferde
Kännsch Wällblächpischtä? Der Start zum 4x4 Finke River Track
Da war der Fahrer noch ganz relaxt
Die Strasse war ja auch eine Autobahn
Hier sah es dann schon anders aus
Die Hälfte der Luft muss aus den Pneus
Steile Böschungen
Mitten durch die Wildnis
Ab und zu gab es Schräglage
Motocross-Strecke
Und dann bleiben Chantal und David stecken
Auf der "Hauptstrasse" werden die Pneus wieder aufgepumpt
Wanderung entlang des Abgrunds beim Kings Canyon
Ueli wartet bis alle drei Fotos gemacht haben
250 Meter tief geht's runter
Die Felsen sind ein Farbenspektakel
Uluru bei Sonnenuntergang
Und hier bei Sonnenaufgang
Und hier bei der Umrundung
Und hier mitten am Nachmittag
Wolken bilden Schatten über dem Felsen und dieser bekommt sofort eine andere Farbe
Kata Tjuta (Olgas)
Wanderung durch die Felsendome
Unsere netten Ausserschwyzer warnen die anderen Strassenteilnehmer vor unserer Reisegeschwindigkeit
Mit dem letzten Tropfen Diesel erreichen wir nach der Red Centre Tour Alice Springs
Senderaum der School of Air
Didgeridoo-Workshop
Im Reptiliencenter geht Andrea auf Tuchfühlung mit Echsen...
... und Ueli mit Schlangen
Blauzungenechse
Thorny devil (Dornenteufel)
Ein riesiger Goanna (Riesenwaran)
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