Mittwoch, 28. Januar 2015

Schweizerisch in Argentinien und Chile

Auf euren Bildschirmen erscheint hiermit unser letzter Bericht aus Südamerika. Am 28. Januar 2015 fliegen wir nach Brisbane in Australien, wo wir neue Geschichten auf einem neuen Kontinent schreiben werden. Doch zuerst noch ein paar alte Storys.

Nach dieser üblen Busfahrt von El Chaltén nach Bariloche und einer ebenfalls üblen (Rest)Nacht in diesem üblen Hostel suchten wir uns nach einem überraschend guten Frühstück eine neue Bleibe. Wir hatten Glück und fanden zwei freie Betten in einem gemütlichen Hostel im ansonsten ausgebuchten Bariloche. Als wir in diesem Hostel wieder einmal Wifi hatten und unser Währungsumrechnungs-App aktualisierten traf uns fast der Schlag: Was ist denn mit all den Währungskursen passiert? Dank der Aufhebung des Euromindestkurses ist unsere Reise auf einen Schlag günstiger geworden – wie praktisch! Auch bei den Argentinier in unserm Hostel war dies ein Diskussionspunkt und Andrea hat mit ihrem Spanischkenntnissen die schweizerische Finanzsituation erklärt. Sie haben’s verstanden, aber auch nur, weil sie solche wirtschaftliche Situationen bestens kennen, nur stehen sie auf der anderen Seite.
 
Bariloche gilt als die Schweiz von Argentinien. Und wir können dies also wirklich bestätigen. Es hat viele Holzhäuser mit Geranien vor den Fenstern, viele Schoggiläden, Bernhardinerhunde und auch Fonduerestaurants. Diese haben wir aber links liegen gelassen und uns eher den zarten und saftigen argentinischen Steaks gewidmet. Auch die saisonalen Früchte sind eine Wucht. Wir schlugen uns mit Erdbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Kirschen die Bäuche voll. Die schöne Seen- und Berglandschaft haben wir bei einer Wanderung und einer Velotour ausgekundschaftet und uns ab den riesigen Brämen genervt.
 
Vom argentinischen Bariloche fuhren wir mit dem Bus über einen Pass ins chilenische Osorno. Es war unser vierter Grenzübergang zwischen diesen beiden Ländern. Wir haben inzwischen 16 Stempel von diesen beiden Ländern im Pass und die Grenzbeamten müssen jeweils recht lange im Pass blättern, bis sie den aktuellsten Stempel finden. Auch die strengen Einreisekontrollen in Chile sind immer wieder eine Tortur. Jegliche Einfuhr von Früchten und Gemüse nach Chile ist untersagt oder muss deklariert werden. Sämtliches Gepäck wird mit Scanner oder Hunden abgesucht. Wehe du hast noch einen Apfel im Gepäck, da wird man wie ein Schwerverbrecher behandelt.

In Osorno, dem Agrarzentrum von Chile, treffen wir uns mit Mike Kiser, von Andrea’s Brüder guter Kollege der Bruder. Er lebt schon ein paar Jahre mit seiner Familie eine Autostunde von Osorno entfernt und führt eine Farm. Wir haben uns noch nie gesehen und doch werden wir auf der Farm Tropezón willkommen geheissen. Rund vier Tage dürfen wir Einblick ins hiesige Farmerleben nehmen. Die Dimensionen sind für uns kleinen Schweizer immens: Mike managt eine Farm mit rund 1‘200 Michkühen, 50 Stieren, ungefähr 500 ha Weideland und 10 Mitarbeiter. Pro Tag wird um die 12 Stunden lang gemolken und je nach Saison 21‘000 Liter Milch abgeliefert. Mike nimmt uns überall hin mit und so lernen wir auch die chilenische Landi, den hiesigen Arthur Weber sowie seine eigene „kleine“ Farm kennen. Wir können dann auch noch selber Hand anlegen und helfen dabei, den Kühen Ohrenmarken gegen Fliegen anzubringen, was nicht zur Freude der Kühe ist. Auch kommen wir in den Genuss eines traditionellen Grillabends, was hier Asado genannt wird. Mit dem Pickup holen wir beim Nachbar ein Lamm, welches vor dem Haus geschlachtet, ausgenommen und zersägt wird. Die Hälfte davon wird dann am Spiess über dem Feuer während 1 ½ Stunden grilliert, von Hand gedreht. Zum Abschluss macht Ueli mit Mike noch einen langen Ausritt um einen kleinen Teil der Farm.

Die allerletzte Busfahrt in Südamerika bringt uns nach Santiago, der Hauptstadt von Chile. Wir erkunden ein bisschen die lokalen Märkte und umliegenden Hügel, um einen Eindruck von der heissen Stadt zu erhalten. Ganz am Anfang unserer Reise haben wir uns vorgenommen, in jedem Land eine Messe zu besuchen. Dies einfach aus „Gwunder“, wie das in anderen Ländern so ist. Nun, in Peru, Bolivien und Argentinien haben wir es nie geschafft. So war es an der Zeit, dass wir dieses Ziel wenigstens in Chile verwirklichen können. Gleich gegenüber von unserem Hostel hatte es eine Kirche und am Sonntag um 09.00 Uhr besuchten Andrea und Ueli wirklich eine katholische Messe auf Spanisch. Ihr könnt euch selber denken wie viel wir verstanden haben… Aber das tun wir ja in der Schweiz manchmal auch nicht. Der Pfarrer hatte jedenfalls seine helle Freude an uns. Kein Wunder, nebst dem wir die einzigen hellhäutigen waren haben wir auch kräftig den Altersdurchschnitt gedrückt. Nach einem Tag in Santiagos Outlet-Shopping-Center und einem Tagesausflug ins neblige Valparaiso nehmen wir nun Abschied von Südamerika. Kappe, Handschuhe, Odlo-Unterwäsche und der Südamerika-Reiseführer sind zuunterst im Rucksack verstaut, nun liegt Australien obenauf.

Zum Schluss haben wir noch eine kleine Statistik zusammengestellt:
- Anzahl verschiedene Unterkünfte: 32
- Anzahl Nächte in Hostels: 70 Nächte
- Anzahl Nächte im Zelt: 6 Nächte
- Anzahl Nächte Privatunterkunft: 4 Nächte
- Anzahl Nächte im Nachtbus: 10 Nächte
- Längste Busreise: Puerto Madryn – Ushuaia in Argentinien (1‘750 km bzw. 33 Stunden)
- Total Stunden in Bussen: ca. 240 Stunden (was 10 ganzen Tagen entspricht)
- Total Kilometer in Bussen: ca. 13‘800 km
- Anzahl Stempel im Pass nach Südamerika: 22

Wir nehmen Abschied von einer eindrücklichen Zeit in Südamerika. Vor allem Peru und Bolivien sind kulturell total anders als Europa. Manchmal hat uns das gestresst oder beängstigt, mit vielem waren wir nicht vertraut. Und doch ist genau das der Reiz, das Fremde. Landschaftlich bieten die Länder alles was man haben kann: Meer, Berge, Wüsten, Gletscher, Dschungel, Seen, Wälder, Wasserfälle, weite Flächen, Vulkane und vieles vieles mehr. Auch die Vielfalt der Flora und Fauna hat uns immer wieder in helle Aufregung versetzt.

Nun freuen wir uns auf Australien mit all seinen giftigen Tieren (also auf die freut sich nur Ueli).
 
Viele Grüsse
Ueli und Andrea


Heimelige Gebäude in Bariloche

Irgendwie stimmt hier der Schriftzug nicht

Am Fonduerestaurant gehen wir vorbei

Wanderung am Cerro Catedral



tiefblaue Seen rund um Bariloche


Wir werden es vermissen, das argentinische Fleisch

So sieht die Küche von einem typischen Grillrestaurant aus

Könnte ja fast von der Rigi sein dieser Ausblick

Ausblick auf der Velotour
 
Unterwegs kommen wir an einer hübschen Kapelle vorbei

Das weltbekannte 5-Sterne-Hotel Llao Llao

Araukarien-Bäume gibt es nur auf der Südhalbkugel

Der Vulkan Osorno

Ein Teil der Kühe wartet auf's Melken

Ueli dreht das Asado

So viel Fleisch!

Spielplatz Ueli

Auf dem Weg zum Melkstand

Wieder mal ein richtig feiner Zopf

Melkstand




Ueli macht mit Mike einen Ausritt

Fischmarkt in Santiago

Bergeweise süsse Erdbeeren

Essiggürkli im 80 Literfass


Tomatenschwemme

Ausblick auf Santiago


Ja, es war recht warm


Der Präsidentenpalast

Hoch und runter in Valparaiso

Damit man nicht immer Treppen laufen muss gibt es solche Bähnli

Häuserwirrwarr
 
Graffitikunst


typische Strassenkunst in Valparaiso

Und überall hat es Strassenhunde, in ganz Südamerika übrigens


man beachte das Riesengraffiti unten im Bild

Wegen diesem Kabelsalat kommt es immer wieder zu schlimmen Bränden

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