Nach dieser üblen Busfahrt von El Chaltén nach Bariloche und einer ebenfalls
üblen (Rest)Nacht in diesem üblen Hostel suchten wir uns nach einem
überraschend guten Frühstück eine neue Bleibe. Wir hatten Glück und fanden zwei
freie Betten in einem gemütlichen Hostel im ansonsten ausgebuchten Bariloche. Als
wir in diesem Hostel wieder einmal Wifi hatten und unser
Währungsumrechnungs-App aktualisierten traf uns fast der Schlag: Was ist denn
mit all den Währungskursen passiert? Dank der Aufhebung des Euromindestkurses
ist unsere Reise auf einen Schlag günstiger geworden – wie praktisch! Auch bei
den Argentinier in unserm Hostel war dies ein Diskussionspunkt und Andrea hat mit
ihrem Spanischkenntnissen die schweizerische Finanzsituation erklärt. Sie haben’s
verstanden, aber auch nur, weil sie solche wirtschaftliche Situationen bestens
kennen, nur stehen sie auf der anderen Seite.
Bariloche gilt als die Schweiz von Argentinien. Und wir können dies
also wirklich bestätigen. Es hat viele Holzhäuser mit Geranien vor den
Fenstern, viele Schoggiläden, Bernhardinerhunde und auch Fonduerestaurants. Diese
haben wir aber links liegen gelassen und uns eher den zarten und saftigen
argentinischen Steaks gewidmet. Auch die saisonalen Früchte sind eine Wucht.
Wir schlugen uns mit Erdbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Brombeeren und
Kirschen die Bäuche voll. Die schöne Seen- und Berglandschaft haben wir bei
einer Wanderung und einer Velotour ausgekundschaftet und uns ab den riesigen
Brämen genervt.
Vom argentinischen Bariloche fuhren wir mit dem Bus über einen Pass ins
chilenische Osorno. Es war unser vierter Grenzübergang zwischen diesen beiden
Ländern. Wir haben inzwischen 16 Stempel von diesen beiden Ländern im Pass und
die Grenzbeamten müssen jeweils recht lange im Pass blättern, bis sie den
aktuellsten Stempel finden. Auch die strengen Einreisekontrollen in Chile sind
immer wieder eine Tortur. Jegliche Einfuhr von Früchten und Gemüse nach Chile
ist untersagt oder muss deklariert werden. Sämtliches Gepäck wird mit Scanner
oder Hunden abgesucht. Wehe du hast noch einen Apfel im Gepäck, da wird man wie
ein Schwerverbrecher behandelt.
In Osorno, dem Agrarzentrum von Chile, treffen wir uns mit Mike Kiser,
von Andrea’s Brüder guter Kollege der Bruder. Er lebt schon ein paar Jahre mit
seiner Familie eine Autostunde von Osorno entfernt und führt eine Farm. Wir
haben uns noch nie gesehen und doch werden wir auf der Farm Tropezón willkommen
geheissen. Rund vier Tage dürfen wir Einblick ins hiesige Farmerleben nehmen.
Die Dimensionen sind für uns kleinen Schweizer immens: Mike managt eine Farm
mit rund 1‘200 Michkühen, 50 Stieren, ungefähr 500 ha Weideland und 10
Mitarbeiter. Pro Tag wird um die 12 Stunden lang gemolken und je nach Saison 21‘000
Liter Milch abgeliefert. Mike nimmt uns überall hin mit und so lernen wir auch
die chilenische Landi, den hiesigen Arthur Weber sowie seine eigene „kleine“
Farm kennen. Wir können dann auch noch selber Hand anlegen und helfen dabei,
den Kühen Ohrenmarken gegen Fliegen anzubringen, was nicht zur Freude der Kühe
ist. Auch kommen wir in den Genuss eines traditionellen Grillabends, was hier
Asado genannt wird. Mit dem Pickup holen wir beim Nachbar ein Lamm, welches vor
dem Haus geschlachtet, ausgenommen und zersägt wird. Die Hälfte davon wird dann
am Spiess über dem Feuer während 1 ½ Stunden grilliert, von Hand gedreht. Zum Abschluss macht Ueli mit Mike noch einen langen Ausritt um einen kleinen Teil der Farm.
Die allerletzte Busfahrt in Südamerika bringt uns nach Santiago, der
Hauptstadt von Chile. Wir erkunden ein bisschen die lokalen Märkte und
umliegenden Hügel, um einen Eindruck von der heissen Stadt zu erhalten. Ganz am
Anfang unserer Reise haben wir uns vorgenommen, in jedem Land eine Messe zu
besuchen. Dies einfach aus „Gwunder“, wie das in anderen Ländern so ist. Nun,
in Peru, Bolivien und Argentinien haben wir es nie geschafft. So war es an der
Zeit, dass wir dieses Ziel wenigstens in Chile verwirklichen können. Gleich
gegenüber von unserem Hostel hatte es eine Kirche und am Sonntag um 09.00 Uhr
besuchten Andrea und Ueli wirklich eine katholische Messe auf Spanisch. Ihr
könnt euch selber denken wie viel wir verstanden haben… Aber das tun wir ja in
der Schweiz manchmal auch nicht. Der Pfarrer hatte jedenfalls seine helle
Freude an uns. Kein Wunder, nebst dem wir die einzigen hellhäutigen waren haben
wir auch kräftig den Altersdurchschnitt gedrückt. Nach einem Tag in Santiagos
Outlet-Shopping-Center und einem Tagesausflug ins neblige Valparaiso nehmen wir
nun Abschied von Südamerika. Kappe, Handschuhe, Odlo-Unterwäsche und der
Südamerika-Reiseführer sind zuunterst im Rucksack verstaut, nun liegt
Australien obenauf.
Zum Schluss haben wir noch eine kleine Statistik zusammengestellt:
- Anzahl verschiedene Unterkünfte: 32
- Anzahl Nächte in Hostels: 70 Nächte
- Anzahl Nächte im Zelt: 6 Nächte
- Anzahl Nächte Privatunterkunft: 4 Nächte
- Anzahl Nächte im Nachtbus: 10 Nächte
- Längste Busreise: Puerto Madryn – Ushuaia in Argentinien (1‘750 km
bzw. 33 Stunden)
- Total Stunden in Bussen: ca. 240 Stunden (was 10 ganzen Tagen
entspricht)
- Total Kilometer in Bussen: ca. 13‘800 km
- Anzahl Stempel im Pass nach Südamerika: 22
Wir nehmen Abschied von einer eindrücklichen Zeit in Südamerika. Vor
allem Peru und Bolivien sind kulturell total anders als Europa. Manchmal hat
uns das gestresst oder beängstigt, mit vielem waren wir nicht vertraut. Und
doch ist genau das der Reiz, das Fremde. Landschaftlich bieten die Länder alles
was man haben kann: Meer, Berge, Wüsten, Gletscher, Dschungel, Seen, Wälder,
Wasserfälle, weite Flächen, Vulkane und vieles vieles mehr. Auch die Vielfalt
der Flora und Fauna hat uns immer wieder in helle Aufregung versetzt.
Nun freuen wir uns auf Australien mit all seinen giftigen Tieren (also
auf die freut sich nur Ueli).
Viele Grüsse
Ueli und Andrea
Heimelige Gebäude in Bariloche
Irgendwie stimmt hier der Schriftzug nicht
Am Fonduerestaurant gehen wir vorbei
Wanderung am Cerro Catedral
tiefblaue Seen rund um Bariloche
Wir werden es vermissen, das argentinische Fleisch
So sieht die Küche von einem typischen Grillrestaurant aus
Könnte ja fast von der Rigi sein dieser Ausblick
Ausblick auf der Velotour
Unterwegs kommen wir an einer hübschen Kapelle vorbei
Das weltbekannte 5-Sterne-Hotel Llao Llao
Araukarien-Bäume gibt es nur auf der Südhalbkugel
Der Vulkan Osorno
Ein Teil der Kühe wartet auf's Melken
Ueli dreht das Asado
So viel Fleisch!
Spielplatz Ueli
Auf dem Weg zum Melkstand
Wieder mal ein richtig feiner Zopf
Melkstand
Ueli macht mit Mike einen Ausritt
Fischmarkt in Santiago
Bergeweise süsse Erdbeeren
Essiggürkli im 80 Literfass
Tomatenschwemme
Ausblick auf Santiago
Ja, es war recht warm
Der Präsidentenpalast
Hoch und runter in Valparaiso
Damit man nicht immer Treppen laufen muss gibt es solche Bähnli
Häuserwirrwarr
Graffitikunst
typische Strassenkunst in Valparaiso
Und überall hat es Strassenhunde, in ganz Südamerika übrigens
man beachte das Riesengraffiti unten im Bild
Wegen diesem Kabelsalat kommt es immer wieder zu schlimmen Bränden
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