In Copacabana, ein überschaubarer Ort am Titicacasee, verbrachten wir
ein paar gemütliche Tage. Das war schon fast wie Ferien! Copacabana ist ein
beliebter Pilgerort der Peruaner und Bolivianer. Am Sonntag werden hier Autos,
Lastwagen und Busse am Laufmeter gesegnet. Dazu werden die fahrbaren Untersätze
aufwändig mit Blumen geschmückt und anschliessend mit Champagner oder Bier
begossen. Auf dem ersten bolivianischen Markt finden wir eine neue Besonderheit,
nämlich Riesenpopcorns. Wir verspeisen diese bei Sonnenuntergang auf dem
Haushügel. Dieser Haushügel hat ebenfalls einen religiösen Zweck. Dort oben
kann man nämlich Fahrzeuge, Häuser oder Geld im Miniformat kaufen und diese
dann opfern und dafür beten, dass sie „gross“ werden. Wir machen einen
zweitägigen Ausflug auf die Isla del Sol, der Insel, auf der angeblich die
Sonne geboren wurde. Wir hatten während unserer Wanderung quer über die Insel
dann tatsächlich auch strahlend schönes Wetter. Nur die andauernden Weggebühren
sorgten bei uns ein bisschen für dunkle Wolken. Wir zogen für ein paar Minuten ernsthaft
in Betracht, beim Rigi-Felsenweg auch ein Tischchen aufzustellen und von jedem
Wanderer zwei Franken abzuknöpfen... Copacabana ist auch der Ort, wo wir unsere
vier aufgestellten Solothurner Freunde, welche wir ganz am Anfang unserer Reise
kennenlernten, per Zufall wieder angetroffen haben.
Es war der Tag gekommen, an dem wir den herrlichen Ferienort wieder
verlassen mussten und wir weiter nach La Paz, der inoffiziellen Hauptstadt
Boliviens und der weltweit höchsten Stadt der Welt (ca. 4‘000 m), reisten. Weit
gekommen sind wir allerdings nicht. Am Busterminal wurde uns mitgeteilt, dass
heute keine Busse nach La Paz fahren. In der Stadt wird demonstriert und eine
Strassenblockade verhindere eine Fahrt ins Zentrum, zu gefährlich sei es. In
Bolivien sind Demonstrationen, Blockaden und Streiks an der Tagesordnung. Nun,
wir haben uns schon damit abgefunden, eine weitere Nacht in Copacabana zu
bleiben. Wir haben aber nicht die Rechnung mit den vier pensionierten
Solothurnern gemacht, die ebenfalls wie wir gestrandet waren. Abenteuerlustig
wie sie sind haben sie einen Minibus gechartert und wir haben uns ihnen mit sechs
anderen Touristen angeschlossen. Von den Fahrten mit Minibussen auf
dieser Strecke wird im Reiseführer dringend abgeraten, es kommt immer wieder zu
Überfällen und Entführungen. Und was uns mit dieser Strassenblockade erwartete
wussten wir auch nicht. Wir waren schon ein bisschen angespannt. Doch unser
Grüppchen war ausgerüstet; Pfefferspray und Sackmesser waren griffbereit. Als
dann unser Fahrer kurz vor La Paz telefonierte und sagte: „Wir kommen gleich um
die Ecke, wir sind die mit dem Gepäck auf dem Dach“, da waren wir gefasst auf
den Überfall. Der „Überfall“ stellte sich dann allerdings als die Ehefrau vom
Fahrer heraus, welche auf dem Markt neue Röcke eingekauft hatte und in den Bus
zustieg. Unser Driver verstand es, die Strassenblockade erfolgreich zu umfahren
und so kamen wir gesund, heil und eine Abenteuer reicher in La Paz an. Nach ein
bisschen hin und her schafften wir es dann auch noch, unsere österreichischen
Colca-Canyon-Freunde auf ein paar Drinks zu treffen. Dies ist einen Teil, den
das Reisen so speziell macht. Man trifft Menschen auf dem gleichen Weg und wenn
man sich wieder sieht, dann ist es, als treffe man alte Bekannte.
La Paz erkundeten wir dann vorwiegend zu Fuss. Die Stadt ist
geschäftig, hektisch, laut, crazy. Wir nahmen an einer Free Walkingtour teil
und erfuhren unglaubliche Geschichten zu dieser Stadt. Mitten im Stadtzentrum
befindet sich das Männergefängnis mit 2‘500 Insassen. Aufgebaut ist das
Gefängnis wie eine Stadt. Es gibt Restaurants, Läden und eigene Gesetzte. Die
Häftlinge organisieren sich selber, der Staat überwacht lediglich von aussen.
Für die günstigste und zugleich miserabelste Zelle bezahlt man im Monat zwei
Franken Miete. Die teuerste mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad mit Whirlpool,
Fernseher und Internet kostet nicht ganz 1‘000 Franken. Auch soll im Gefängnis
das reinste Kokain landesweit hergestellt werden. Auf dem Hexenmarkt kann man
getrocknete Lamaföten kaufen. Diese werden beim Häuserbau geopfert und sollen
das Haus beschützen. Wird dann aber ein grösseres Gebäude gebaut müssen auch
grössere Opfer erbracht werden. Dazu werden Obdachlose betrunken gemacht und lebendig
begraben. Uns gruselts…. Auch ganz lustig ist die Geschichte mit den
Frauenhüten. Die bolivianischen Frauen tragen alle so Hüte, die ihnen viel zu
klein sind. Das kommt daher, dass im 19 Jahrhundert rund 10‘000 zu kleine Hüte
aus Italien nach Bolivien geliefert wurden. Damit diese trotzdem verkauft
werden konnten, wurden die Hüte als die neuste Mode in Europa präsentiert und
fanden reissenden Absatz – und es hat bis heute angehalten. Die italienische
Hutfirma gibt es immer noch und für einen echten italienischen Hut bezahlt eine
bolivianische Frau rund 700 Euro. Am Sonntag sind wir dann mit der top modernen
Gondelbahn nach El Alto hochgefahren. Diese moderne österreichische Bahn wirkt
in einer bolivianischen Stadt fast ein bisschen deplatziert. Im eher ärmlichen
El Alto war gerade Sonntagsmarkt. Es gab allerlei Absurdes zu kaufen. Besonders
gefallen haben uns all die Fahrzeugeinzelteile: Rückspiegel, Steuerrad,
Gangschaltung, Federn, Hupen, Lichter…hier kann man sein Auto quasi in
Einzelteilen kaufen.
Etwas ausserhalb von La Paz befindet sich die Death-Road
(Todesstrasse), die gefährlichste Strasse der Welt. Bis vor sieben Jahren haben
Lastwagen, Busse und Autos die einspurige Naturstrasse befahren. Der Haken an
der ganzen Sache: Der Abgrund ist bis zu 500 m tief. Jeden Monat verunfallten
ca. zwei Fahrzeuge, jährlich starben 200-300 Menschen auf dieser Strasse. Heutzutage
nutzen fast nur noch wagemutige Biker wie wir die Strasse, um von den kalten
Bergen auf 4‘650 m rund 3‘600 Höhenmeter hinunter in den tropischen Dschungel
zurückzulegen. Wir fuhren unter Wasserfällen und an steilen Abgründen vorbei
und sind happy, ist alles gut gegangen.
Unser nächstes Ziel ist der Dschungel, wo wir die
Schlangen, Spinnen und Ungeziefer hoffentlich nur von weitem sehen.
Andrea und Ueli
Autosegnung in Copacabana
Bei uns sind nur die Sennenchilbiwagen so geschmückt
Marktstände mit einer grossen Popcornauswahl
Blick auf Copacabana
Man kauft sich das Traumauto im Miniformat und opfert es, damit es Tatsächlichkeit wird
Oder auch ein Haus...
Riesenpopcorn
Zurechtgestutzte Bäume
Wunderschöne Strände auf der Isla del Sol
Dieser Esel hat eine super Aussicht
Weg über die Insel
Die zwei mögen sich
Sonnenuntergang auf der Sonneninsel
Hohe Berge von Bolivien (der See ist auf 3'800 m)
Auf dem Weg nach La Paz müssen wir für eine kurze Strecke die "Fähre" nehmen
Zum Glück haben die Passagiere ein anderes Schiffchen
Mit dem Minibus von Copacabana nach La Paz
Unser Fahrer Estefano mit seiner Frau
Powerful
Der Früchte- und Gemüsemarkt von La Paz
Hier kaufen die Maler ein
Getrocknete Lamaföten auf dem Hexenmarkt
Zutaten für ein Ritual
Bolivianer sind geduldig beim anstehen für's Bähnli
Autoteile im Einzelverkauf
Ueli interessiert sich für's Werkzeug
Noch mehr davon...
Auch für die Frauen gibt es interessantes
Röcke
Farbige Stoffe
Wer braucht Felgen?
La Paz - riiiiiesig!
Der fünfstöckige Friedhof
In Bolivien ist alles ein bisschen anders...
Auf dem Markt hat jede Geschäftsfrau ihre Beiz
Andrea probiert die Hühnersuppe
Beim biken überholen wir auch Lastwagen
Und los geht's auf der Death-Road
Andrea ist es nicht immer zum lachen
Über dem Abgrund
Geschafft!
Aber meyni Liäbi
AntwortenLöschenIch hoffe schwer Iähr mechid nid immer das wo dervo abgrate wird!!! =O
Passid bitte chley ufenand uif!
Aber äs gsehd uf au few super uis bi Eych! =D
Liäbi Griässli
Heidi