Sonntag, 16. November 2014

Trekken, staunen und Homestay erfahren

Von Arequipa aus sind wir weiter ins Landesinnere von Peru gereist, genauer nach Cusco, die älteste, ständig bewohnte Stadt des Landes auf 3‘300 m – und Peru‘s Touristenhochburg schlechthin. Früh morgens kommen wir mit dem Nachtbus an und suchen mit unseren federleichten Rucksäcken eine Unterkunft. Steile, schmale Pflasterstrassen rauf und runter und das auf über 3‘000 m, da mögen wir kaum nach mit Schnaufen. Zum ersten Mal in Südamerika besuchen wir den Markt. Besonders die Fleischabteilung ist immer wieder spannend: „Chuähschnörrli“, „Chuähtschagä“, alles was man sonst noch inner- und ausserhalb an Tieren findet – und mitten drin eine lebendige Ratte. Die Früchte- und Gemüseabteilungen sind eine bunte Farbenpracht. In Peru gibt es über 3‘000 Kartoffelsorten und diese stehen täglich auf dem Menüplan – zum Glück war Andrea als Kind nicht hier, sie hätte wohl gehungert.

Während vier Tagen wanderten wir dann auf den Pfaden der Inkas. Pro Person konnten wir 7 kg Gepäck den Trägern mitgeben. Wir waren die einzigen unserer Gruppe die dieses Limit einhalten konnten, infolge weniger Kleider stanken wir dafür wahrscheinlich auch am meisten. Zu Beginn führte die Wanderung durch eine trockene Kakteenlandschaft, führte über drei Pässe (der höchste war 4‘200 m hoch) und immer weiter in den Nebelwald hinein. Unser Guide konnte unglaublich gut erklären und erzählen und packte uns richtiggehend mit den Inkageschichten. Was unsere Träger leisteten war einfach unglaublich. Sie schleppten unser Gepäck, alle Zelte, Plastikhocker, ein Tisch, ein Camping-WC, Lebensmittel, Gas und vieles mehr tagtäglich von Ort zu Ort. Während wir bei den Aufstiegen nach Luft rangen und bei den Abstiegen schauen mussten, dass wir die Treppen richtig erwischten, rannten sie an uns vorbei, um uns beim Mittags- oder Nachtlager mit aufgestellten Zelten, warmem Wasser und grandiosen Menüs zu empfangen. Nach 4 Tagen, 48 km bzw. 20 Stunden wandern erreichten wir das geheimnisvolle Machu Picchu. Das Geheimnis der verlorenen Inkastatt bleibt ein Mysterium, es gibt darüber nur Vermutungen und Spekulationen. Der schönste Moment für uns war der erste Anblick von Machu Picchu von weiter weg, einem Ort, der ca. 45 Minuten von der Stadt entfernt liegt und daher (noch) nicht so fest überrannt ist. Machu Picchu an sich ist einfach unglaublich überlaufen. Bei all diesen Menschen haben wir nichts von der angeblichen Energie gespürt. Wir sind froh, haben wir den Inka-Trail gemacht, denn bei diesem Trekk ist eindeutige der Weg das Ziel. Auf was wir uns nach diesen vier Tagen am meisten freuten? Ein WC!

Die Reise führte uns weiter nach Puno auf 3‘800 m, eine Ortschaft am Titicacasee. Hier legten wir einen Wasch-, Organisations- und Erholungstag ein. Tags darauf erkundeten wir die verschiedenen Inseln auf dem Titicacasee, der mit 8‘400 km2 weltweit grösste See in solch einer Höhe. Als erstes besuchten wir die Islas Uros, das sind schwimmende Schilfinseln. Diese sind total kommerzialisiert und die Kinder lernen rechnen, in dem sie Bändeli und Souvenirs verkaufen. Pünktlich zum Zmittag erreichten wir dann die Vegetarierinsel Isla Amantaní. Hier wurden wir einer einheimischen Familie zugeteilt, welche für die nächsten 18 Stunden unsere Familie war. Unsere Inka-Mutter Olga ist 39 Jahre alt, ihr Mann 38. Zusammen haben sie zwei Söhne (18 und 16 Jahre) und eine 10-jährige Tochter. Ihren Lebens- bzw. Essensunterhalt erwirtschaften sie sich mit ihrem kleinen Ackerbau (von Hand versteht sich), die Küche im Lehmgebäude hat ein grosses Feuer, fliessend Wasser gibt's nur draussen. Zwischen Mittag- und Abendessen erkundeten wir die windige und kalte Insel, bevor wir dann abends in traditionelle Trachten gesteckt wurden und uns mit der Dorfbevölkerung zum Tanzen trafen. Wir haben also kurzzeitig die Trachtengruppe gewechselt. Am nächsten Tag ging’s nach dem Abwasch (das haben wohl noch keine Touristen vor uns gemacht) in einer lustigen und für die einen „Fische fütternden“ Schaukelfahrt zur benachbarten Isla Taquile. Hier stricken die Männer, bei der Begrüssung werden statt Händedrücke Cocablätter ausgetauscht und es gibt noch allerlei andere lustige Traditionen. Zum Beispiel stellen sie aus einer bestimmten Pflanze Shampoo her, welches weisser wäscht als Ariel. Und wenn man sich damit die Haare wäscht, dann werden sie trotzdem bis ins hohen Alter nicht grau. Super nicht? Ein Shampoo, dass die Farbe bekräftigt die man will.

Morgen verlassen wir dann Peru und reisen nach Copacabana in Bolivien. Wir sind gespannt auf das neue Land, hier soll alles noch einen Zacken extremer sein. Schlechtere Busse, günstigere Preise, langsamere Internetverbindungen, nervenaufreibende Bolivianer – vielleicht hätten wir von diesem die-Haare-werden-nicht-grau-Shampoo kaufen sollen…

Bis zum nächsten Mal.

Ueli und Andrea
 
Verkäuferin am Markt in Cusco
 
Gemüseabteil
 
Einen kleinen Teil der 3'000 Kartoffelsorten
 
Tante-Emma-Laden
 
Die Zähne sind nicht geputzt
 
Bei Angelica haben wir einen frisch gepressten Fruchtsaft genossen
 
Aussicht auf Cusco
 
Zum Glück schaut die Christus-Statue in die andere Richtung...
 
Nur Seich im Chopf
 
Das Alpaca und Andrea
 
Start vom Inka-Trail
 
Buschtelefon
 
Urwaldbänkli
 
Der Pass auf 4'200 m ist geschafft
 
Absolute wilde Maschinen
 
Grüner Frosch im Nebelwald
 
Eine ganz seltene Sorte von Farnbäumen
 
Auf den Pfaden der Inkas
 
Dschungeltunnel
 
Ueli hat Bambus für die nächste Rivieraparty gefunden
 
 
Nur ein Beispiel unserer absolut fantastischen Menüs
 
Erster Blick auf Machu Picchu
 
We did it!
 
 
42 km bzw. 20 Stunden Marsch in den Beinen
 
So sieht ein entspannter Tag aus
 
Islas Uros, die schwimmenden Schilfinseln
 
Mercedes Benz, der Spielplatz der Kinder
 
Aussicht aus unserem Zimmer unserer Homestay-Familie
 
5 Decken sollten genug warm geben in der kalten Nacht
 
Inselerkundung
 
Homestay-Mutter Olga mit Tochter
 
Ueli the dancer
 
Unser neues Trachtengwand
 
Homestay-Vater mit Tochter in der Küche
 
Aufgestellte Leute
 
Strickende Männer
 
Papa zeigt wie man Shampoo macht
 
Tiefblauer See
 
Traditionelle Männerkleider, auch bei der Arbeit
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen