Mittwoch, 6. Mai 2015

Millionen nervende Fliegen, tausend bunte Fische und zwei neue Weggefährten



Nach einem lauschigen Hamburger-Grillabend im Yanchep Nationalpark – umgeben von grasenden Kängurus – erkundeten wir weiter nordwärts ein paar kleine Stranddörfer, testeten unsere gekaufte Schnorchelausrüstung in einer ruhigen Bucht und den zuschaltbaren Allrad unseres Campers am Sandstrand – wenn auch ein bisschen unfreiwillig. Da die Ortschaften der Küste entlang auch als Hummer-Hochburgen bekannt sind, konnte Andrea die Gegend natürlich nicht verlassen, ohne ihre neu entdeckte kulinarische Seite auszuleben und einen halben Lobster zu verspeisen.
 
Das erste grosse Highlight nördlich von Perth war dann die Pinnacles Desert. Tausende von Kalksteinsäulen – eben Pinnacles (Spitze oder Gipfel) genannt – ragen aus dem Wüstenboden auf. Wir fuhren und spazierten quer durch die Landschaft voll der Felsformationen und bewunderten dabei den Sonnenuntergang, wobei die Felsspitzen in ein aussergewöhnliches Licht getaucht wurden. Viele Kilometer weiter nördlich liegt der Küstenort Kalbarri mit seinen roten Sandsteinklippen sowie der gleichnamige Nationalpark im Landesinneren mit tiefen Schluchten. Dort begann dann auch die kaum aushaltbare Fliegenplage. Der Zyklon von mitte März hat nicht nur Wind, Regen und Verwüstung mit sich gebracht, sondern eben auch Millionen von diesen ver***** (da kann jeder seine eigenen Fluchwörter einsetzten) Fliegen. Wir besuchten verschiedene Aussichtspunkte der Küste entlang und machten zwei längere Wanderungen im Nationalpark – immer umgeben von hunderten von Fliegen. Es war ein einziger Spiessrutenlauf. Wir hatten zwar Fliegennetze über unseren Köpfen, ohne hätten wir es überhaupt nicht mehr ausgehalten. Aber auch mit den Fliegennetzen war es äusserst nervig und unangenehm. Sogar für die Australier, welche sich doch ab und zu an Fliegenplagen gewöhnt sind, ist diese Masse an Fliegen aussergewöhnlich und nicht aushaltbar.
 
Auf dem Weg in den Francois Peron Nationalpark machten wir einen Halt beim Hamelin Pool bei einer Stromatolithen-Kolonie. Die korallenähnlichen Strukturen bestehen aus Bakterien, die fast identisch sind mit jenen Mikroorganismen, die vor 3,5 Milliarden Jahren lebten und als Hauptgrund für die Schaffung der Erdatmosphäre angesehen werden. Auch dem Shell Beach statteten wir einen Besuch ab. Bei diesem Strand ist alles voll von kleinen Muscheln. Hätte es keine nervenden Fliegen gehabt wäre Andrea bestimmt vom Sammelfieber gepackt geworden. Unterwegs kamen wir noch in unsere erste Polizeikontrolle, welche aber völlig locker vorüber ging. Einmal Führerausweis zeigen, ein bisschen Smalltalk mit dem Polizisten und weiter geht’s. Diese australische Offenheit erlebten wir auch in einer Bäckerei. Als wir etwas unbeholfen vor dem halbleeren Brotregal standen kamen wir mit der Verkäuferin ins Gespräch und wurden kurz darauf eingeladen, die Backstube zu besichtigen und mit dem Chef zu fachsimpeln.
 
Im Francois Peron Nationalpark testeten wir dann unser Fahrzeug erstmals auf seine Offroad-Tauglichkeit. Wir verringerten den Reifendruck, schalteten den 4WD ein und rumpelten so über die tiefen, roten Sandpisten des Nationalparks. Der Nationalpark an der Shark Bay bietet viele weisse, unberührte Sandstrände, in deren Buchten sich viele Meeresbewohner tümmeln. Doch die fiesen Fliegen vermiesten uns den ganzen Spass. War es im Südwesten das nasskalte Wetter, so waren es hier die nervenden Fliegen. Kaum aus dem Auto wird man befallen von hunderten von Fliegen. Es war nicht aushaltbar. Unsere Laune und Reisefreude war auf dem Tiefpunkt angelangt. In unseren Träumen wägten wir uns an einem fliegenfreien Strand in der Südsee mit viel Sonne. Schliesslich waren es aber auch die Fliegen, die uns mit Chantal und David von der Ausserschwyz ins Gespräch brachten. Kurz vor einem Nervenzusammenbruch fühlten wir uns alle verstanden und schlossen uns zu einem Vierergespann zusammen. Diese Konstellation sollte noch einige Zeit anhalten. Ab diesem Zeitpunkt waren wir zu viert mit unseren zwei Geländefahrzeugen unterwegs (und sind es immer noch).
 
Nach einer Nacht (in welcher Andrea erstaunlicherweise von Fliegen träumte) im Francios Peron Nationalpark flüchteten wir weiter nordwärts bis nach Coral Bay. Dort entdeckten wir zu viert die Unterwasserwelt vom Ningaloo Reef und profitierten von Chantal’s Unterwasser-Kenntnissen und dank David’s Kamera können wir euch auch ein paar Fotos der Unterwasserwelt präsentieren. Farbig leuchtende Korallen, viele bunte Fische, Seegurken, Seesternen, Fanganemonen und vieles mehr bestaunten wir durch die Schnorchelbrille. Die Krönung war dann eine Wasserschildkröte, welcher wir eine Weile lang hinterher schwimmen konnten.
 
Nach drei unvergesslichen Schnorchelgängen zogen wir weiter ins abgelegene Exmouth. Dort befindet sich ein weiterer Nationalpark, welcher an das Ningaloo Reef angrenzt. Da aber der nächste Zyklon im Anmarsch bzw. im Ansturm war, trübte der aufgewirbelte Sand die Sicht unter Wasser und somit unser Schnorchelvergnügen. Statt Fische zu bestaunen hatten wir dafür die Idee, wie wir uns eine fliegenfreie Zone schaffen können. Dazu parken wir jeweils die Fahrzeuge rückwärts zusammen und spannen dazwischen ein Moskitonetz auf – et voila, haben wir unsere behagliche Outdoor-Stube.
 
Bevor der Zyklon auf das australische Festland traf fuhren wir weiter nordöstlich ein wenig ins Landesinnere nach Tom Price. Die ansonsten karge, rote Landschaft leuchtete dank dem ungewöhnlich vielen Regen grün. Aber auch gerade wegen dem regnerischen Wetter mussten wir uns bei Laune halten und für etwas Action sorgen. Diesen hatten wir dann beim Austesten unserer Fahrzeuge. Statt auf den 1‘128 Meter hohen Mount Nameless hochzuwandern wählten wir die grobe 4WD Strecke. Der Allrad und die Untersetzung kamen zum Einsatz, um die groben Steine und die tief ausgewaschenen Rillen zu überwinden. Von oben hatten wir dann einen Panoramablick auf die Eisenerzmine der Firma Rio Tinto. Im Karijini Nationalpark erkundeten wir die verschiedenen Schluchten und natürlichen Schwimmbecken zu Fuss und schwimmend. Wegen dem Regen der vergangenen Tage war die Naturstrasse im Park recht schlammig. Beim Hinweg fuhr der Fahrer unseres Bushcampers noch vorsichtig durch die roten Schlammtümpel. Auf dem Rückweg wurde das Tempo bei der Durchquerung der Pfützen erhöht und die Beifahrerin musste dann bei jedem Gunten aussteigen und Fotos machen. Unser Fahrzeug hatte anschliessend statt dem glänzend weissen einen rostbraunen Farbanstrich. Offen bleibt die Frage, ob der Fahrer im gleich hohen Tempo durch die Pfützen gerast wäre, wenn er gewusst hätte, wie hartnäckig der Dreck vom Karren weg kommt.
 
Die rund 1‘000 Kilometer lange Strecke nach Broome war gähnend langweilig. Zur Unterhaltung zogen wir uns statt nur Musik auch mal eine Kasperli- oder ein TKKG-Geschichte rein. Für Abwechslung und etwas Adrenalin auf der Strasse sorgten die vielfältigen Schwertransporte mit Überbreite die wir überholen oder kreuzen mussten sowie die unendlich langen Road Trains. Diese Strassenzüge sind die Grössten ihrer Art auf der Welt. 54 Meter Länge und 170 Tonnen, verteilt auf 22 Achsen, was für ein imposanter Anblick.
 
In Broome kamen wir dann gerade rechtzeitig an, um beim monatlichen Spektakel, dem „Staircase to the Moon“, dabei zu sein. Wir erlebten den magischen Vollmondaufgang aus dem Meer, welcher sich dabei so im Wasser spiegelt, als führe eine Lichtertreppe direkt zum Mond hinauf. Einen warmen Nachmittag verbrachten wir im Malcolm Douglas Wilderness Park wo wir ein jähriges Krokodil in den Händen hielten und bei der Fütterung der beängstigenden Tiere dabei sein konnten.
 
In den nächsten Tagen starten wir dann das grosse 4WD Abenteuer auf der angeblich eindrucksvollsten Outbackstrasse Australiens, der berühmt berüchtigten Gibb River Road.
 
Liebe Grüsse
Andrea und Ueli


BBQ-Plausch im Yanchep Nationalpark

Ein Riesen-Burger für Ueli

Vier Besucher während unserem Frühstück am Strand


Gaumenschmaus für Andrea

 
Kalksteinsäulen in der Pinnacles Desert






Manchmal haben wir es ganz lustig

  
Eine perfekte ruhige Bucht um die Schnorchelausrüstung auszuprobieren

„Leaning Tree“ – ein wegen dem Wind horizontal wachsender Baum

Ein pinker See

Dank dem Fliegennetzt bleiben die Biester wenigstens Ohren, Augen, Nasen und Mund fern

Die Natural Bridge an der Küste von Kalbarri

Fliegenbefall

rote Sandsteinklippen


 
Aussicht beim Z-Bend
 
Wanderung im Kalbarri Nationalpark runter zur Schlucht
 
 
Der natürliche Felsbogen Nature‘s Window

Rundwanderung im Canyon in Begleitung von Millionen von Fliegen

Kletterpartie dem Fluss entlang


Verschiedenfarbige Steinschichten und obendrauf eine Ziege

Fliegenplage

Die kleine Schlange ist vor uns geflohen

 
 
Stromatolithen-Kolonie beim Hamelin Pool


Andrea im Glück am Shell Beach inmitten vieler Muscheln


Rote Felsen im Francois Peron National Park
 

Lizard auf der Sandpiste

Dieser kleine Winzling hat alle vorbeifahrenden Autos angefaucht
 
Schnorchler

Korallen und Fische

Schwimmen mit der Schildkröte

  
Unterwegs mit Chantal und David

Abendstimmung im Ningaloo Marine Park
 
Ein riesiger Schwarm Kakadu’s
 
Vieh und Gegenverkehr auf den Outbackstrassen

Neben diesen monströsen Truck’s sehen wir ganz klein aus
 
Im Kriechgang geht’s auf den Mount Nameless hoch

Chantal und David mit den Rädern in der Luft 

Aussicht von oben

Die Mine Rio Tinto


Auch im Grössenvergleich zu den Minenfahrzeugen schneiden wir schlecht ab

 
Ueli  rettet eine Eidechse, die mit dem Kopf in der Büchse eingeklemmt ist

Hancook Gorge im Karijini Nationalpark



mit Chantal und David
 
 
Hauptsache es spritzt möglichst hoch

Beim Fern Pool im Karijini Nationalpark
 
Fortescue Falls



Riesenschlange am Wegesrand

Lizard


Wanderung durch die Schlucht Dales Gorge

Eine beinbehaarte Spinne

Circular Pool


Tigerenten-Heuschrecke




Unser bisher schönster Gratiscamp mit Outdoor-Stube

Überbreite Schwertransporte
 
54 Meter lange und 170 Tonnen schwere Road Trains

Auch hier können wir nicht mithalten



Radschaufelbagger

Frühstück am Eighty Mile Beach

Krebs mit seinem Haus



Staircase to the Moon
 
im Malcolm Douglas Wilderness Park  


Man beachte Crocodile Dundee’s kurzen Hösli





 
Durch den Rachen eines Riesenkrokodils

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